Dies ist die eigenständige Fortsetzung von Geisterlicht . Es schadet aber nichts, wenn man Geisterlicht kennt, denn dort wird die Heldin Truth Jourdemayne sowie ihr gesamter Hintergrund gut eingeführt. Dennoch scheint eine Lücke zum neuen Roman zu klaffen. Es fehlen etwa ein bis zwei Jahre sowie ein Großteil der esoterischen Lehrzeit Truths. In Morton's Fork, einem winzigen Weiler irgendwo in den Appalachentälern, scheint die Zeit stehengeblieben zu sein. Fremde … mehrverirren sich nur selten hierher. Doch in einem heißen Juli in den neunziger Jahren gibt es gleich zwei Gestrandete der modernen Welt im Dorf: die erfolgreiche Broadway-Schauspielerin Sinah Dellon, die hier ihren familiären Wurzeln auf die Spur zu kommen hofft und Wycherly Musgrave, der "verlorene Sohn" einer reichen Ostküstendynastie, der nach einem Autounfall mit seinem schicken Ferrari beschließt, an diesem Ort das Trinken aufzugeben. Allmählich verknüpfen sich die Pfade der beiden Außenseiter. Sie wird von den Dörflern als Hexe angesehen, er als Schutzbedürftiger aufgenommen. Beide interessieren sich auffallend für das 1917 niedergebrannte Sanatorium auf dem Berg. Dort, in den Katakomben der Ruine, entdecken sie einen Altar für einen Ritus der Alten Kirche, die der Magier Thorne Blackburn wieder auferstehen ließ. Auch als die Parapsychologin Truth Jourdemayne, die Tochter von Blackburn, als Beraterin des Forscherteams ihres Verlobten Dylan in dem Dorf auftaucht, erweist sich erneut die hohe Anziehungskraft des alten Sanatoriums. Mit ihren ausgebildeten Sinnen geht sie in die Anderswelt und entdeckt, daß hier ein Dimensionstor, das in die Äußeren Bereiche der Sidhe-Welt führt, unbewacht offensteht. Dort trifft sie die Inkarnation eines Vorfahren ihres Vaters, Quentin Blackburn. Sie muß ihn bekämpfen und das Tor schließen. Bald erkennt sie, daß sie nicht die Macht hat, das Tor alleine zu schließen. Sie wendet sich an Sinah, die unwissende Wächterin des Tores seit 300 Jahren. Zusammen gelingt es ihnen. Zugleich finden alle persönlichen Nöte ein gutes Ende. Die Autorin ist eine der besten Erzählerinnen des Genres, entsprechend routiniert entspinnt sie die verzweigte Handlung, die ja 300 Jahre in die Vergangenheit reicht. Langsam steigert sie die Spannung ob der Frage, ob Truth trotz aller Gefahren und Hindernisse Erfolg beschieden sein wird. Erst am Schluß löst sich die Spannung, doch das Happy-End erscheint ein wenig aufgesetzt. Jedem Kapitel ist ein Zitat zum Thema "Grab" vorangestellt. Dies verweist auf den Titel des Originals: Gravelight . Leider hat der Verlag dies nicht stehengelassen. Von richtigen Dämonen ist im Buch jedenfalls kaum etwas zu finden. --Michael Matzer weniger