Bisher vermutete man im Tierreich vor allem bei Lemmingen -- siehe auch Joscha Sauer -- eine überdurchschnittliche suizidale Neigung. Durch Andy Riley und seine Cartoons wissen wir jetzt, dass auch die Hasen zu einer extrem gefährdeten Art gehören. Den Auslöser für Das große Häschen-Harakiri finden wir in dem lustigen Büchlein freilich nicht. Und ein Ratgeber für lebensmüde Kaninchen kann es nur insofern sein, als darin 72 verschiedene Selbstmordarten vorgestellt … mehrwerden (und bloß eine davon ist Harakiri). Darin beweist der Autor eine erstaunliche Kreativität: sich witzig-abstruse Todesarten auszumalen und für uns aufzuzeichnen. Man kann das ganze Unternehmen natürlich für gemein halten: Statt eine Selbsthilfegruppe für depressive, vom Dasein enttäuschte Nager zu gründen, gibt ihnen Andy Riley auch noch ein Kompendium der Selbstmordarten in die Pfote. Und bei manchen Zeichnungen entfährt einem tatsächlich ein innerliches Och, das arme Häschen!. Sensiblen Tierfreunden sollte man das Büchlein also besser nicht schenken. Alle anderen aber, die durchaus eine Neigung zu etwas schwärzerem Humor haben, wird Andy Riley mit seinen süßen, fluffigen und so erfindungsreichen Selbstmordkandidaten garantiert zum Schmunzeln und Lachen bringen. Zoologisch Interessierten sei noch gesagt, dass nicht zu ermitteln war, ob es sich nun definitiv um Häschen oder Kaninchen handelt -- ein großer Unterschied, wie wir alle wissen. Schuld an dieser Unklarheit ist wohl das Englische, weil bunny und rabbit sowohl Hase als auch Kaninchen bedeuten können. Vielleicht ist das ja der Grund für die tierische Lebensmüdigkeit: eine schwere Identitätskrise --Christian Stahl weniger