Paul Zoll, zweiundzwanzig Jahre alt, kommt in das abgelegene Dorf im Kanton Appenzell, um sein Asthma zu kurieren. Quartier bezieht er beim alten Emil. Und auch eine Beschäftigung ist schnell gefunden: In der Gärtnerei von Hans, dem Bruder Emils, werden immer Arbeitskräfte gesucht. Ohne daß Paul es will, wird er in den dörflichen Klatsch miteinbezogen. Erwartungsvoll fragt man, wie es ihm denn bei Emil gefalle. Ob er wüßte, daß dieser mit seinem Bruder schon lange einen … mehrerbitterten Streit führt. Und das Unglück mit den beiden Söhnen von Hans. Beide sind in jungen Jahren verstorben. Glücklicherweise hat er noch Marianne, seine Tochter. Doch eigentlich ist sie gar nicht sein "richtiges" Kind. Paul hat Mühe, die widersprüchlichen Informationen, die ihm zugetragen werden, zu ordnen. Eines Tages taucht Marianne nicht mehr an ihrem Arbeitsplatz auf, und plötzlich wird Paul, der nie ein Wort persönlich mit ihr gewechselt hat, beschuldigt, an ihrem Verschwinden beteiligt zu sein. Paul kehrt der Schweiz den Rücken, reist nach Berlin. Doch auch in der Großstadt kann er die lauernden Gesichter seiner Schweizer Dörfler hinter den Vorhängen nicht vergessen. Urs Richle hat seinen Protagonisten Paul zum Kristallisationspunkt des Romans gemacht. An ihm wird die Enge und kleinliche dörfliche Struktur deutlich, die den Menschen die Luft zum Atmen immer mehr verknappt. (Asthma ist hier weit verbreitet, trotz des gesunden Bergklimas.) Seine Fragen setzen Ereignisse in Gang, die ihre Wurzeln in der Vergangenheit haben. --Manuela Haselberger weniger