1906 empfiehlt Fatmas Vater der im Wohlstand behütet aufgewachsenen achtzehnjährigen Tochter, den um sie werbenden 25-jährigen Arzt Selâhattin Darvinoğlu wegen seiner glänzenden Zukunftsaussichten zu heiraten und gibt ihr als Lebensregel mit: „Männern darf man nicht zu viele Fragen stellen, Neugier ist nur was für Katzen.“[1] Vier Jahre später, die Ehe ist immer noch kinderlos, wird Selâhattin wegen seiner radikalen politisch-freiheitlichen Einstellung und Kritik an der … mehrPartei „Komitee für Einheit und Fortschritt“ aus Istanbul verbannt.
Er zieht mit seiner Frau nach Cennethisar bei Gebze an der Einmündung der Bucht von İzmit ins Marmarameer, wo sie an der damals noch weitgehend unbewohnten gebirgigen Küste im landwirtschaftlichen Umfeld ein Haus nach europäischer Art ohne Holzgitter an den Fenstern und mit einem Balkon, einem „Fenster zur Freiheit“[2], bauen, in dem ihr Sohn Doğan (geb. 1915) „seine eigene Persönlichkeit entwickeln“[2] kann. Hier beginnt der Arzt, neben den anfangs zahlreichen medizinischen Behandlungen, an einer Enzyklopädie zu arbeiten, mit der er die türkische Gesellschaft nach dem Muster aufklärerischer Erkenntnisse reformieren will, und kehrt auch nach dem Sturz der Jungtürken nicht mehr nach Istanbul zurück, um sein Lebenswerk zu vollenden.
Über dieser Arbeit, die er bei seinem Tod als Fragment hinterlässt, vernachlässigt er seine ärztliche Praxis, verärgert zudem die abergläubischen, Naturheilmittel bevorzugenden Bauern und muss das Leben der Familie und seinen großen Alkoholkonsum mit dem Verkauf des Erbschmucks seiner Frau finanzieren. Er steigert sich immer mehr in eine nihilistische Weltauffassung hinein, doch Fatma lehnt dies als teuflisches Wirken[3] ab, zieht sich zunehmend von ihm zurück und verbrennt nach seinem Tod einen Teil seiner Manuskripte.
Mit einem Dienstmädchen geht er eine Beziehung ein (Kap. 23) und wird Vater zweier Söhne, İsmail (geb. 1928) und Recep (geb. 1927), die mit ihrer Mutter in einem Holzhaus im Garten wohnen. Als er sie in einem kalten Winter ins Haupthaus holt, kommt es zur Auseinandersetzung Fatmas mit der Nebenfamilie. Diese schlägt mit einem Stock auf die Kinder ein, dass sie dauerhafte Schäden erleiden: Recep wird zwergwüchsig, İsmail erleidet einen Beinbruch und hinkt seitdem. Selâhattin muss sich wegen der finanziellen Abhängigkeit Fatmas Wünschen unterordnen. Er verheiratet daraufhin seine Geliebte mit einem Bauern, dadurch erhält sie mit ihren Kindern den Familiennamen „Karataş, schwarzer Stein“.[4] Nach dem Tod ihrer Mutter holt Doğan 1940, zur Zeit seines Militärdienstes, die beiden Halbbrüder zurück nach Cennethisar und unterstützt sie finanziell durch den Verkauf der letzten Diamanten Fatmas, um die Sünden seiner Eltern zu tilgen. Der dreizehnjährige Recep wird Diener bei den Darvinoğlus, der ein Jahr jüngere İsmail baut sich später mit dem Geld ein Haus auf den Hügeln und arbeitet als Losverkäufer.
Doğan studiert Politik, hat zusammen mit seiner sieben Jahre jüngeren Frau Gül drei Kinder (Faruk, Nilgün und Metin) und wird Landrat in Kemah im Osten der Türkei. In den letzten beiden Sommern vor Beendigung seiner Beamtenlaufbahn schickt er seine Familie zur Erholung nach Cennethisar. Nach dem Tod seiner Frau (1964) tritt er von seinem Posten zurück, weil er das Elend der Bauern nicht mehr ertragen kann, und zieht ins Haus seiner Mutter, um Agrarreformvorschläge auszuarbeiten und sie an den Landwirtschaftsminister zu schicken. Enttäuscht von der fehlenden Reaktion betrinkt er sich, die väterliche Alkoholexzesse fortsetzend, immer mehr. Seine Kinder werden von ihrer Tante in Istanbul erzogen. weniger