Der amerikanische Autor Eliot Pattison hat sich in den letzten Jahren mit seinen Tibet-Krimis eine stetig wachsende Fangemeinde erobert. Mit Der tibetische Verräter erscheint nun bereits der sechste Fall um den ehemaligen chinesischen Ermittler Shan, der seine Leser wieder begeistern wird. Wie auch in den Vorgängerbänden verbindet Pattison seine Kriminalgeschichte mit beeindruckenden Naturschilderungen des Himalaja und interessanten Einblicken in die tibetische Kultur. … mehrShan, chinesischer Exinspektor und Überlebender eines tibetischen Gulags, arbeitet als Bergführer in einem Basislager am Mount Everest, wo er seinen Lebensunterhalt mit dem Transport von toten Bergsteigern und Sherpas verdient. Aber eigentlich möchte er nur seinen Sohn retten, der in einer chinesischen Spezialklinik in den Bergen interniert ist. Durch Zufall gerät er an den Schauplatz eines Mordes: eine chinesische Ministerin und eine amerikanische Bergsteigerin wurden erschossen. Shan wird festgenommen und landet in den Folterkammern der Polizei. Nachdem er unerwartet wieder freigelassen wird, macht er sich auf die Suche nach den Mördern und kämpft gegen Politfunktionäre und geldhungrige Unternehmer, die die Morde vertuschen möchten und schnell einen Schuldigen präsentieren: Oberst Tan. Doch um seinen Sohn aus dem Lager zu retten, muss Shan die Unschuld von Tan beweisen. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt .... Neben der spannenden Handlung gelingt Pattison eine fesselnde Darstellung des inneren Zustandes von Tibet. Das politische und soziale Elend der Tibeter und die systematische Zerstörung ihrer Kultur durch die chinesischen Besatzer werden auf erschütternde Art und Weise beschrieben. Der Leser bekommt Einblick in die Geschichte und Kultur des Landes, in der Buddhismus bzw. Lamaismus tief verankert sind. In Der tibetische Verräter spielt außerdem der Chomolungma eine zentrale Rolle -- der Mount Everest, der den Einheimischen heilig ist und tief verehrt wird. So ist Pattisons Roman zum einen eine bittere Anklage der Verbrechen der chinesischen Besatzer und zum anderen eine Verurteilung des Massentourismus in der Everest-Region, dessen katastrophale Auswirkungen auf die Natur und die tibetische Kultur eindrucksvoll dargestellt werden. -- Alexandra Plath weniger