Der Brite Michael Schuster ist einer jener Weinschreiber, die nicht die großen, teuren Namen in die Luft werfen, sondern versuchen, bei ihrer Klientel ein Gefühl, eine Sinnlichkeit, eine Leidenschaft zu wecken -- Wein als echter Genuss, als tief empfundene Freude. Da er aber gleichzeitig detailversessen ist, geht er in seinem Buch Der Weinkenner akribisch vor: zunächst der Unterricht, dann das Vergnügen. Seine "praktische Wein- und Degustationskunde" (Untertitel) ist … mehrklar gegeliedert nach den essenziellen Kenntnissen, die mit Wein in Zusammenhang stehen. Die Sinne, Weinbau und Weinbereitung, Traubenkunde, Schaumweine und Weinnamen bilden das Grundgerüst des 192-seitigen Bandes. Nun aber kommt das, was dieses Buch von seinen vielen Mitbewerbern unterscheidet: In neun Verkostungen verschiedenster Weinstile hat Schuster Weine nach Gruppen zusammengestellt und nimmt den Leser -- welcher gleichzeitig natürlich mittrinkt -- auf absolut anschauliche Weise an der Hand und führt ihn durch die weite Welt der Geschmacksrichtungen. Die einzelnen Gruppen sind absolut logisch und verdeutlichen, wie etwa ein junger Cabernet Sauvignon aus Chile sich zu einem annähernd reifen, 5-jährigen Crozes-Hermitage von der nördlichen Rhône verhält. En passant werden die wichtigen Kleinigkeiten abgehandelt: Wie dekantiere ich? Was sind Tannine und woran erkenne ich sie? Nach welchen Kriterien beurteile und verkoste ich Wein richtig? Im letzten Teil werden sehr komprimiert Karten und Fakten aufgefahren, weshalb man sich auf wenigen Seiten ein Bild machen kann von Anbaugebieten, ungefähren Produktionsmengen und auch der Verbreitung mancher Rebsorten. In England wurde Der Weinkenner übrigens im vergangenen Jahr als bestes Buch zum Thema Trinken ausgezeichnet -- braucht es da noch mehr Empfehlung? --Matthias F. Mangold weniger