Zwölf Jahre sind vergangen, seit die Menschheit in Das Darwin-Virus mit einem bisher im menschlichen Erbgut schlummernden und nun wieder aktiv gewordenen Human Endogenous RetroVirus (HERV) konfrontiert wurde. SHEVA, so der offizielle Name des Virus', ruft einen abrupten Sprung in der menschlichen Evolution hervor: Die Kinder infizierter Eltern besitzen neuartige Fähigkeiten, wie etwa einen hoch entwickelten Geruchssinn und Kommunikation durch Pheromone. SHEVA und … mehrseine Folgen lösen weltweit Angst und Panik aus. Amerika reagiert mit der Isolation der SHEVA-Kinder in Lagern -- gegen den Willen der Kinder und ihrer Eltern. Zwölf Jahre später scheint die Situation unter Kontrolle. Nach der ersten durch SHEVA ausgelösten Welle wurden keine neuen Virus-Kinder mehr geboren. Die wenigen noch freien SHEVA-Kinder und ihre Eltern werden durch staatliche Maßnahmen kriminalisiert und von Kopfgeldjägern gesucht. Auch Stella Nova, Tochter der Biologin Kate Lang und des Archäologen Mitch Rafelson, die SHEVA als Erste entdeckten, ist inzwischen zwölf Jahre alt und dank der unablässigen Vorsicht ihrer Eltern noch in Freiheit. Doch nun bedroht eine unbekannte Krankheit das Leben der SHEVA-Kinder. Wieder ist es die Angst vor dem Unbekannten, die Hass und Gewalt gegen die neuen Kinder und damit vielleicht gegen die Zukunft der gesamten Menschheit erzeugt. Wissenschaftler und Autor Greg Bear kann inzwischen auf über 20 veröffentlichte Romane zurückblicken, die auch in zahlreiche Sprachen übersetzt wurden. Nach vier Nebula- und zwei Hugo-Awards -- hohe Auszeichnungen des SF-Genres -- ist er eine feste Größe in der Welt der Science Fiction. Dass nun auch sein zweiter Science-Fiction-Roman über das Potenzial der real existierenden HERVs im Spektrum Akademischer Verlag erscheint, zeigt die positive Resonanz, die wissenschaftlich fundierte Fiktion in der Wissenschafts- und Laienwelt findet. Nicht zuletzt führte Das Darwin-Virus in der FAZ-Sonntagszeitung zu einem ausführlichen Artikel über HERVs. Die Darwin-Kinder bringt die sozialen Zusammenhänge von Veränderungen mit einer wissenschaftlichen Perspektive näher -- trotz all des technischen Fortschritts wissen wir wenig über weite Teile unserer Evolution. Diese Unwissenheit führt schnell zu Angst, wenn wir mit unerklärlichen Entwicklungen konfrontiert werden, und zu Ausgrenzung, wenn ein anscheinend Schuldiger gefunden ist. Damit wird Greg Bears Roman mit seinem durch einen Überblick über die biologischen Grundlagen, einem Glossar biologischer Fachbegriffe und Verweisen auf weiterführende Literatur nicht nur zu einem auf überprüfbaren Fakten basierenden Gedankenspiel, sondern auch zu einem sozialkritischen Roman. Wissenschaftler wie auch an Biologie interessierte Laien werden Die Darwin-Kinder selbst ohne seinen Vorgänger Das Darwin-Virus mit Gewinn und Erkenntnis lesen und mit Ungeduld auf den dritten und abschließenden Teil warten. --Wolfgang Treß weniger