Frauen haben in den bisherigen Romanen der viel gepriesenen deutschen Krimiautorin Anne Chaplet immer eine herausragende Rolle gespielt. Das ist auch in ihrem mittlerweile vierten Buch nicht anders: Die Fotografin erzählt von drei Frauen, die zunächst scheinbar nichts miteinander zu tun haben, deren Wege sich dann aber auf denkwürdige Weise kreuzen und bis hin zu einem furiosen Finale verflechten. Da ist einerseits die junge Millionenerbin Alexa Senger, die sich in ein … mehraltes Bauernhaus in einem südfranzösischen Bergdorf zurückgezogen hat -- ein Haus, in dessen Mauern sich schon diverse mysteriöse Unglücksfälle ereignet haben. Dann ist da die prominente Fondsmanagerin Dorothea von Plato, deren Vergangenheit einen dunklen Fleck aufweist, der plötzlich ans Tageslicht zu kommen droht. Und da ist die -- aus Chaplets Romanen bereits bestens bekannte -- Frankfurter Staatsanwältin Karen Stark, die aus heiterem Himmel genötigt wird, ihren Resturlaub zu nehmen -- in ihren Augen eine Maßnahme, die nur einen Zweck hat: ihr einen "heißen" Mordfall zu entziehen. Die Geschehnisse um diese drei nuanciert charakterisierten, jede auf ihre Art verletzlichen Frauen spitzen sich zu einer unheimlichen Geschichte zu, die vor der malerischen Kulisse Südfrankreichs stattfindet, deren Wurzeln aber in Deutschland liegen, genauer: in der Zeit des Terrorismus der 1970er-Jahre. Das von Seite zu Seite prickelndere und aufregendere Buch hat einen kleinen Schönheitsfehler, für den die Autorin am allerwenigsten kann: Im Klappentext werden zu viele Dinge verraten, die man als Leser eigentlich gar nicht wissen dürfte, da genau sie die Überraschungsmomente der ersten zwei Drittel des Romans bilden. Dass Person X (so wollen wir sie nennen, um nicht den gleichen Fehler zu begehen) tot aufgefunden wird und Person Y plötzlich verschwindet, sind dramatische, unerwartete Entwicklungen weit in der zweiten Hälfte des Romans -- wer den Klappentext gelesen hat, weiß das alles schon vorher und wird so um einen Großteil seiner Lesefreude betrogen. Da könnte man auch gleich "Der Gärtner war der Mörder!" auf den Buchumschlag drucken. Und so gilt hier unbedingt die -- zugegebenermaßen etwas ungewöhnliche -- Empfehlung, beim Auspacken des Buches aus seiner Zellophanhülle den Schutzumschlag gleich mit zu entfernen und ihn erst nach dem Umblättern der letzten Seite wieder zur Hand zu nehmen. Doch auf die Lektüre dieses durchdacht konstruierten, intelligenten Krimis sollte deswegen niemand verzichten -- das hätte der feine Roman nicht verdient. --Christoph Nettersheim weniger