Um punkt fünf Uhr abends wird der Unfall sich ereignen. Der Buchhändler Etienne Vollard wird in seinem Lieferwagen im raschen Verkehr auf dem Boulevard unterwegs sein, ein Mädchen wird auf die Straße laufen. Aufgetaucht aus dem Nirgends, wird der kleine Körper von der Gewalt des Aufpralls nach oben gerissen, heißt es in Pierre Péjus leisem Romandebüt Die kleine Kartäuserin: Er rollt über die Motorhaube, die Stirn kracht gegen die Windschutzscheibe, und Vollard meint zu … mehrhören, wie die Knochen im Aufkreischen der Bremsen zerbersten. Fünf Uhr abends wird es sein, aber einstweilen hat sich der Unfall noch nicht ereignet. Als sich der Unfall dann ereignet in i>Die kleine Kartäuserin, trifft es den Eigenbrödler Vollard gleich doppelt heftig. Obwohl er schuldlos ist, besucht er das wochenlang im Koma liegende Mädchen, Eva mit Namen, regelmäßig im Krankenhaus. Er erzählt ihr Geschichten und bringt ihr Vorlesestoff aus seinem Buchladen vorbei. Als Eva erwacht, ist sie voll mit Geschichten, aber für immer stumm. Dann wird das Mädchen in ein anderes, unerreichbares Krankenhaus verlegt, und Vollard muss erkennen, dass das Kind längst zu seinem einzigen Lebensinhalt geworden ist In Frankreich war Die kleine Kartäuserin des französischen Philosophen, Essayisten und Schriftstellers Pierre Péju der Sensationserfolg des Jahres 2002. Jetzt wird es endlich auch den Lesern hierzulande ermöglicht, sich in die wundervolle Geschichte rund um väterlicher Liebe, Hoffnung und Verzweiflung -- dazu noch in der ausgezeichneten Übersetzung von Elsbeth Ranke -- zu versenken. Dass Péju zahlreiche Biografien zu Schriftstellern der Romantik, darunter Ludwig Tieck, Adalbert von Chamisso und Bonaventura, geschrieben hat, merkt man dem Roman dabei auf jeder Seite an. Denn der Geschichte von Die kleine Kartäuserin wohnt trotz aller drastisch geschilderten Realistik ein Zauber inne, der auch wenig romantisch gestimmte Leser begeistern wird. --Isa Gerck weniger