Süddeutschland, goldener Mittelstand, blanke Spielzeughäuschen, gekämmte Wiesen, polierte Gärten. Gaby Hauptmann sorgt für Aufsehen, weil sie unverkennbar in eine bestimmte Welt gehört. Wer mit in diese bestimmte Welt gehört, liebt Gaby Hauptmann. Manche werfen ihr Schlampigkeit und Schludrigkeit im Stil vor. Ausgemachten Germanisten und überzeugten Intellektuellen stehen die Haare zu Berge: dieser Satzbau, dieser Ausdruck, diese ständigen Wortwiederholungen! Aber … mehrFinger weg, für euch hat Gaby ihre Bücher schließlich nicht geschrieben. Die für die sie sie schreibt, vergreifen sich ja auch nicht an euern Büchern. Ihre Fans sehen das nämlich ganz anders: Sie lieben den lockeren Umgangston, die flockig, lockig, leichten Dialoge, die unmittelbare Nähe zu ihrer eigenen Wirklichkeit und die Ideen, die Frau Hauptmann hat, wenn es darum geht, neuen Wind in diese Wirklichkeit zu bringen. Ich meine, es mal mit einem impotenten Mann zu versuchen, darauf muß man erst kommen! Diesmal geht es ums Geld. Und wenn's um's Geld geht, dann hört nicht nur die Freundschaft auf, ja, dann halten nicht mal mehr Blutsbande, besonders dann nicht, wenn große Summen im Spiel sind, noch präziser, wenn da ein 85-Jähriger Vater noch halb lebt, der ein immenses Vermögen angescheffelt hat und den es zu beerben gilt. Das Schlimmste ist, so halbtot ist er gar nicht, er fühlt sich sogar noch ausnehmend wohl, so wohl, daß er seine alten Augen auf eine jüngere Frau mit Tochter wirft, und die Gefahr einer Hochzeit droht. Lydia, Renate, Bernadette, Thekla. Die Meute der Erben, bestehend aus den vier Töchtern des Großindustriellen Anno Adelmann, der jetzt seinen Lebensabend in einer geräumigen Villa am Bodensee verbringt, rauft sich zusammen und fletscht die Zähne. Ein roher Kampf um Geld, Liebe und Tod entbrennt, aber Hauptmanns Bücher sind ja immer sehr überspitzt und übertrieben ironisch, so daß sie nicht wirklich finster enden können. Die Liebe siegt, auch ohne Blutsbande. Samt Waffen und Giftflaschen wird die böse, gierige und skrupellose Meute am Ende entlarvt und überführt. --Daphne von Unruh weniger