Zahra, die achte Tochter ihres Vaters, musste wie ein Sohn aufwachsen. Nach dem Tod ihres Vaters in der Nacht auf den 27. Tag des Ramadan, in der islamischen Nacht der Bestimmung, beginnt für Zahra ein neues Leben als Frau. Ihre Emanzipation stellt sich als eine Serie sexueller Abenteuer dar, die dezent beginnt und in enthemmter Leidenschaft endet. Mit einem Blinden entdeckt Zahra schliesslich die Weite ihrer Sinnlichkeit und Sexualität, doch wird das Glück von einem … mehrGefängnisaufenthalt unterbrochen. Wieder in Freiheit, findet Zahra ihren Geliebten im Süden des Landes wieder, wo er wie ein Heiliger verehrt wird. Stil: Der Roman wird aus der Sicht der weiblichen Hauptfigur als Rückblick auf ihr Leben erzählt. In die Handlung mischen sich Traumszenen, die manchmal klar als solche gekennzeichnet sind, manchmal mit der erzählten Wirklichkeit verschwimmen. Eine erotische Begegnung im Dampfbad lässt sich zum Beispiel weder der Traumebene noch der Haupthandlung eindeutig zuordnen. Diese erzählerische Mehrdeutigkeit ist typisch für die Literatur von Ben Jelloun, die auch von stilistischen Verschachtelungen und zeitlichen Verschiebungen geprägt ist. Der Autor hebt die realistische Erzählweise nach dem Muster orientalischer Märchen, der fantastischen Literatur und einer assoziativen Schreibweise auf. Seine Vorbilder sind James R Joyce, Jorge Luis R Borges und Friedrich R Nietzsche, dessen Vernunftkritik im französischen Originaltitel von Die Nacht der Unschuld anklingt. Zugleich erweist sich Ben Jelloun als Meister des Selbstzitats, der >>Réécriture<< und Intertextualität, indem er eigene und fremde Texte collagiert, wiederholt und verfremdet. weniger