Anfangs sah alles nach einem 08/15-Mord aus: Lehrerehefrau Saskia Danner wird auf einer Klassenfahrt ermordet. Okay, mit einer Drahtschlinge erwürgt, was selbst für eine erfahrene Kommissarin wie Mona Seiler nicht gerade an der Tagesordnung ist. Als herauskommt, dass Michael Danner seine Frau regelmäßig misshandelt hat und sein Alibi für die Mordnacht sich in Luft auflöst, wird der Lehrer zum Hauptverdächtigen. Doch dann werden auch ein Artdirector und ein adeliger … mehrDandy in München und ein Physiker in Coburg mittels Metalldraht ermordet -- zu einer Zeit, als Danner bereits rund um die Uhr beschattet wird. Mona steht also wieder am Anfang: Vier Tote und kein erkennbares Motiv. Der einzige gemeinsame Nenner der drei Opfer ist, dass sie alle Schüler eines Nobelinternats am Tegernsee waren. Die Schule, an der Danner Französisch unterrichtet. Dort stößt Mona erst auf eine Wand des Schweigens, dann aber auf eine heiße Spur: Die Mordopfer waren alles andere als Musterknaben. Autorin Christa von Bernuth hat dazugelernt: Während ihr erster Krimi, Die Frau, die ihr Gewissen verlor noch zerfasert, langatmig und ungelenk wirkte, hat ihr zweiter Versuch, Die Stimmen eine intelligente Story, die stringent, spannend und mit dem Charme eines Münchner "Tatort" erzählt wird. Plastisch beschreibt Ex-Internatsschülerin von Bernuth die klaustrophobische Enge, das sozial vergiftete Klima eines Internats fern jeder Hanni-und-Nanni-Romantik, geschickt lenkt sie den Leser bis zum Schluss auf falsche Spuren. Das überschwengliche Fazit "ein Psychothriller in bester englischer Tradition", mit dem der Verlag auf dem Umschlag wirbt, hat die Autorin zwar nicht verdient, aber was nicht ist, kann ja bei Versuch drei noch werden. --Beate Strobel weniger