In einem leicht zu lesenden Stil beschreibt Canetti z.B. wie er über den Marktplatz oder das Judenviertel schlendert, oder von seinen Begegnungen mit Einheimischen sowie mit Kamelen und einem abgemagerten Esel. Er lässt uns an seinen Beobachtungen von der Umgebung, aber auch häufig von den Menschen und seinen damit einhergehenden Gedanken teilhaben: Bazars mit ihren Waren und den feilschenden Verkäufern ... ein Friedhof, auf den er von einem Fremden geführt wird ... … mehrsehr häufig beobachtet er die Bettler und armen Leute ... ein Schulhof mit einem angeberischen Lehrer ... ein französisches Restaurant, in dem er von den Schicksalen der Einheimischen erfährt...
Canetti schreibt kein Wort zu viel und dabei sehr treffend, so dass es Spaß macht das Buch zu lesen und ihm auf seine Streifzüge zu folgen. Das Ganze ist sehr zurückhaltend formuliert, man spürt, dass sich hinter den Texten ein sensibler Mensch verbirgt, der sehr neugierig und offen ist. Man spürt auch, wie ihn bestimmte Dinge sehr ergriffen haben, er ist empört über Ungerechtigkeiten und verzückt über bestimmte Menschen. Solche Wertungen lässt er aber auf angenehme Weise am Rande einfließen, so dass er letztendlich von seiner eigenen Person nur so viel preisgibt, wie durch seine Beschreibungen bzw. die Auswahl dessen, was er beschreibt, offenbart wird. Diese unaufdringliche Art gefällt mir selbst sehr gut, andere Leser könnte evtl. eine persönlichere Note fehlen, da der Text Interesse an der Person des Autors weckt.
Die Geschichte, die sich mir am meisten eingeprägt hat, ist "Die Frau am Gitter", in der Canetti sich von einer geisteskranken Frau angezogen fühlt, die von einem Fenster aus auf die Straße ruft. Auch sehr lesenswert ist "Erzähler und Schreiber", wo er "Straßenerzähler" (weiß nicht wie ich's sonst nennen soll) und "-schreiber" (Menschen, die für Analphabeten Texte verfassen) beobachtet und dabei auch ein wenig über seine eigene Schriftstellerei nachdenkt. weniger