Einige Worte vorab zur merkwürdigen Veröffentlichungspolitik des deutschen Verlages, einem geradezu kabbalistisch anmutenden Verwirrspiel, das nicht wenige Leser irritiert, ja verärgert hat. "Absolut mies", fand ein Amazon-Leser, der nach der Lektüre von Das Kreuz und die Lanze die mit Spannung erwartete Fortsetzung, Der Sohn des Kreuzfahrers erwarb, nur um enttäuscht festzustellen, dass es sich um die Taschenbuchausgabe von Das Kreuz und die Lanze handelte. Ähnlich … mehrmystisch vernebelt präsentiert sich auch der nun vorliegende Schlussband der Trilogie. Der amerikanische Originaltitel (The Black Rood: The Celtic Crusades Book II) suggeriert, dass es sich um Band zwei handelt, der aber wiederum als Der Gast des Kalifen auf Deutsch bereits vorliegt. Pilgerväter, Pilgertöchter, Kreuze, Lanzen! Ein Baukastensystem mit nichtssagenden Titelvokabeln wie diesen machen solche Verwirrung erst möglich. Also, Schweiß abwischen und rekapitulieren: Bei Die Töchter des Pilgers (The Mystic Rose), handelt es sich um den Schlussstein der Trilogie und um nichts weniger als den Gralsbecher des letzten Abendmahls, die wertvollste Reliquie des gesamten Christentums. Auf deren Fundort stößt Cait, Tochter des auf einer Pilgerfahrt ins Heilige Land ermordeten Duncan, mithilfe eines mysteriösen Schriftstückes. Um ihren Vater zu rächen und den edlen Becher vor den Templern zu schützen, macht sich Cait, im Schlepptau ihre Schwester Alethea, auf den beschwerlichen Weg ins Gelobte Land. Nach allerlei Liebeswirren mit einem maurischen Prinzen hat man den magischen Gralsort der Begierde schließlich erreicht und Cait kann es sich nicht versagen, ihre Lippen an dem kostbaren Nass zu netzen. Anschließend, oh Sir Lawhead!, durchlebt sie gar eine Vision der besonderen Art. Der Herr selbst ("er lächelte und lachte mit den anderen"), lässt sich angesichts des unerwarteten Gastes aus dem Westen huldvoll zum Gespräch herab. Stigmatisiert und erleuchtet kehrt Cait zurück, im Besitz des letzten und wertvollsten Stückes der Christenheit, das seinen Platz finden wird in der Vitrine, die ihre Vorfahren in den vergangenen Abenteuern bereits reichlich füllten. "Spannend, aber historisch unakkurat"; die Amazon-Leser (man staunt, wie viele Templer- und Gralskenner unter uns weilen) waren gespalten. --Ravi Unger weniger