Max Frisch berichtete bereits 1940 unter dem Titel "Blätter aus dem Brotsack" von seiner Militärzeit. Damals waren seine Schilderungen noch relativ unpolitisch. Im "Dienstbüchlein", Frischs Erinnerungen aus dem Jahr 1973, analysierte er sie Situation dagegen sehr politisch ("Indem ich mich heute erinnere, wie es damals war, so sehe ich es natürlich nach meiner Denkart heute.") Damals, als die Schweizer Armee noch das grösste Tabuthema der Schweiz war, wurde jegliche … mehrKritik an der Armee praktisch mit Landesverrat gleichgesetzt. Noch 1987 löste die ARD-Dokumentation "Der Traum vom Schlachten der heiligsten Kuh" von Roman Brodmann über die Gruppe für eine Schweiz ohne Armee einen grossen Skandal aus. Erst 1989 erfolgte die Enttabuisierung im Rahmen der Abstimmung über die Armeeabschaffungsinitiative. Zu dieser Diskussion steuerte Max Frisch den Dialogtext "Schweiz ohne Armee?" bei, worin er den Sinn der Schweizer Armee hinterfragte.
Frisch beleuchtet im "Dienstbüchlein" in kritischer Weise das Verhältnis von Individuum und Armee, das Klassendenken, die militärische Sprache sowie die politische Situation in der Schweiz während des 2. Weltkrieges. Damals war er ein einsamer Rufer in der Wüste, aber die neuere Forschung hat die Richtigkeit seiner historischen Analyse bestätigt. Seine Reflexionen zur Rolle des Untergebenen in der Armee sind nach wie vor aktuell und wurden nie so genau geschildert. Dabei bringt er die Probleme beinahe aphoristisch immer wieder auf den Punkt: "Nicht auffallen, als Erscheinung immer vertauschbar bleiben, das lernt sich in wenigen Wochen." Dabei ist Frisch aber auch sehr selbstkritisch: "Ich war ziemlich feige; ich wollte nicht sehen, was Tag für Tag zu sehen war." weniger