Wenige Wochen nachdem der Reporter des Wall Street Journal, Daniel Pearl, am 23. Januar 2002 von vermeintlichen Interviewpartnern in Karachi entführt worden war, wurde er von seinen Kidnappern auf bestialische Weise und vor laufender Kamera ermordet. Das Video, das pakistanischen Behörden zugespielt wurde, sorgte weltweit für Entsetzen. Zu der Tat bekannte sich später eine bis dahin unbekannte "Nationale Bewegung zur Wiederherstellung der pakistanischen Souveränität". … mehrPearl, der selber Jude war, hatte es als seine Lebensaufgabe angesehen, die Verständigung des Ostens mit dem Westen und zwischen den Religionen zu fördern. Mag sein, dass den islamistischen Terroristen völlig gleichgültig war, wem sie da die Kehle durchschnitten. Auch möglich, dass sie ihr Opfer bewusst ausgewählt haben, das angeblich in geheimdienstlichem Auftrag Recherchen über Al-Qaida-Mitglieder und ehemalige Taliban-Kämpfer betrieben hatte. Doch Spekulationen über solcherlei Fragen sind nicht das Thema dieses sehr persönlichen Buches der seit 1999 mit Daniel verheirateten Mariane Pearl. Die war zum Zeitpunkt der Entführung im fünften Monat schwanger. Unnötig zu sagen, dass der brutale Mord ihr erwartungsfrohes junges Leben bis ins Mark erschüttert hat. Umso mehr Bewunderung verdient sie für dieses Buch, das uns den Menschen Daniel Pearl aus der Nähe zeigt und das trotz der nirgends verhohlenen tiefen Betroffenheit und Trauer niemals ins Sentimentale abgleitet. Und ebenso wie Hass für Daniel Pearl ein Fremdwort war, ist es dies offenbar bis heute auch für seine Frau. Und dies, das darf man nach der Lektüre sagen, verdient angesichts des konkreten Schicksals Bewunderung. Ein mutiges Herz ist, wie ein Kollege des Nachrichtenmagazins Der Spiegel sehr treffend geschrieben hat, "nicht nur ein Dokument der Selbstbehauptung in einer großen persönlichen Tragödie, es ist auch ein Exempel für das beharrliche Bemühen, das Andere, das Fremde zu verstehen". --Andreas Vierecke weniger