Santiago de Chile, einige Jahre nach dem Sturz der Diktatur. Das Leben verläuft in etwas friedlicheren Bahnen als unter Pinochet, auch wenn die demokratischen Rituale nur Fassade sind. Im Hintergrund ziehen immer noch die gleichen patriarchalen Machthaber die Fäden. Wer sich ihnen in den Weg stellt, spielt noch immer mit seinem Leben. Heredia ist Mitte vierzig und schlägt sich als Privatdetektiv durchs Leben. Seine Fälle sind unspektakulär, sein Leben bewegt sich in … mehrgleichmäßigen Bahnen zwischen zu viel Wodka und langen Gesprächen mit Kater Simenon. Doch eines Tages wird seine frühere Geliebte, die Journalistin Fernanda, tot in einem vornehmen Hotel aufgefunden. Gemeinsam mit seinem alten Freund Dagoberto Solís, der nach politischen Schwierigkeiten wieder im Polizeidienst ist, macht sich Heredia auf die Suche nach den Mördern. Dabei machen Detektiv und Polizist die gleiche Erfahrung -- an jeder Ecke stoßen sie auf massiven Widerstand, sei es von offizieller Seite oder durch nackte Gewalt auf der Straße. Hinter allem scheint die Verwicklung des chilenischen Militärs in den internationalen Waffenhandel zu stecken, der Fall ist für Heredia eindeutig zwei Nummern zu groß. Aber ihm geht es längst nicht mehr nur um Gerechtigkeit, er will Rache nehmen für Fernandas Tod. Engel und Einsame steht in der Tradition der klassischen Noire-Krimis, vergleichbar etwa mit Romanen wie Adcocks Hell's Kitchen oder Montalbans Undercover in Madrid. Das politisch brisante Chile der 90er-Jahre bietet mehr als genügend Stoff für einen spannenden Plot und verleiht den Charakteren eine bedrückende Authentizität. Dabei vergisst Eterovic keineswegs die vielen kleinen Details, die einen Krimihelden liebenswert machen, mag er noch so hart und abgebrüht sein. Heredia ist zudem von zahlreichen originellen Charakteren umgeben, wie dem krankhaft neugierigen Kioskbesitzer, der neurotischen Katze oder seiner jungen Geliebten, die ihn einiges über Verantwortung und Ehrlichkeit lehrt. Hoffen wir auf ein weiteres Abenteuer mit dem melancholischen Chilenen! --Felix Darwin weniger