Heine besingt den Rheinwein und Eduard Mörike, in einer Speisekammer schlafend, in der Zwiebeln aufgehoben werden, ist durch das Aroma so angeregt, dass er, zwar höflich in Kreuzreim gelegt, aber doch auf der Stelle, einen Zwiebelkuchen verlangt. Die Kunsthistorikerin Eva Gesine Baur und der Koch und Poesiefreund Vincent Klink haben in Essen und Trinken mit Poesie Gedichte und Rezepte zusammengetragen, die Leib und Seele erfreuen. Wer die drei Dinge wirklich genießen … mehrwill, weiß, dass man dazu Zeit braucht. Man erschmeckt ein sorgsam zubereitetes Mahl ebensowenig, indem man es herunterschlingt, wie man ein sorgsam gestaltetes Gedicht nicht genießen kann, indem man es einfach überfliegt. In diesem sehr schön aufgemachten flexiblen Taschenbuch (Format ca.22x20 cm) reihen sich schmackhafte Gedichte alter und neuer Poeten aneinander. Matthias Claudius gibt eine Hymne an die heilige Kartoffel zum Besten und lobt sie als ein "rechtes Magenpflaster". Christa Reinig wünscht sich, ganz im Bewusstsein unserer Zeit, eine "schlankheitstorte", bei der man mit jedem Bissen abnimmt. Wunderbar illustriert durch farbige Abbildungen alter Meister, wie z.B. der herrliche Kopf aus lauter Seegetier von Giuseppe Arcimboldo, kann man in Essen und Trinken mit Poesie herrlich in Muße blättern. Wer auf den Geschmack kommt, kann die neun Rezepte von Vincent Klink ausprobieren und bei "Seeteufel auf Lorbeerspieß" oder "Heidelbeertarte" diesen Genuss abrunden. Ein sorgfältig erstellter Text- bzw. Bildnachweis hilft zudem denjenigen, die auch bei den Gedichten und Gemälden so angeregt werden, dass ihnen nach mehr verlangt. Ein ansprechendes Geschenk für liebe Freunde, zum Beispiel als Dankeschön für eine Einladung zum Essen. --Anne Hauschild weniger