Die Tour de France 1999 ging ohne Eklat über die Bühne. Gespannt warteten Zuschauer in aller Welt auf eine Wiederholung des Dopingskandals, der die Frankreichrundfahrt im Jahr zuvor in ein Gewitter negativer Schlagzeilen tauchte. Warum sich dies nicht wiederholte, davon gibt Willy Voet in Gedopt eine Vorstellung. Die Festnahme des ehemaligen Masseurs des Rennradteams Festina an der belgisch-französischen Grenze war Auslöser dieses Skandals 1998 -- er hatte 534 … mehrDoping-Ampullen in seinem Auto versteckt. Voet packt nun in seinem Buch über die Aufputschpraktiken prominenter Radfahrer aus, sein Schützling Richard Virenque steht dabei im Mittelpunkt. Der Autor beschreibt im Detail, wie die Fahrer, ihres unsportlichen und illegalen Handelns bewußt, mit Anabolika der verschiedensten Sorte ihre Leistung fast bis ins Übermenschliche steigerten und wie sie ihr Tun vor den Kontrolleuren zu vertuschen suchten. Bei der Überlistung der Doping-Kontrollen gingen Radfahrer und Betreuer äußerst trickreich vor: Entweder setzten sie die Anabolika rechtzeitig ab oder überlisteten Kontrolleure mit diversen Hilfsmitteln; gern angewandt wurden zum Beispiel mit Fremdurin gefüllte Kondome. Team-Leiter, Betreuer und die Radprofis werden von Voet bei der Beschaffung, Lagerung und Verabreichung der Dopingmittel als eingespieltes Team beschrieben - alle haben davon gewußt. Er schildert auch die Verhältnisse innerhalb der Profi-Teams, die oft von extremen Konkurrenzdenken der Fahrer, eigentlich Kameraden, geprägt waren. In geschichtlichen Rückblicken erzählt Voet, wie er nach einer kläglichen Laufbahn als Rennrad-Amateur als Betreuer verschiedener Teams in die Doping-Praktiken eingeführt wurde und schließlich selbst aktiv mitwirkte. Er tat das, was die Rennrad-Profis von ihm verlangten und wurde nach seiner Verhaftung und Aussage teilweise von diesen, ihre Doping-Praxis leugnend, als Verräter behandelt. --Markus Hofstetter weniger