"He had the strength of a hundred men", bemerkte Bob Dylan einmal treffend über Ex-Beatle George Harrison, dem die Herausgeber des Rolling Stone Magazine ein Jahr nach seinem Tod, am 30. November 2001, ein ebenso glanzvolles wie ehrliches Denkmal in Buchform mit dem schlichten Titel Harrison gesetzt haben. Wer könnte schon in puncto Kompetenz zu überbieten sein, um dem Leben eines der beliebtesten und talentiertesten Musiker der Rock-Ära zu gedenken, als die Herausgeber … mehrdes renommierten Rolling Stone Magazine. Das Blatt -- selbst eine anerkannte Institution in der Musikszene -- hat George Harrison während seines gesamten Lebens stets voller Aufmerksamkeit begleitet und wichtige Stationen seiner Karriere dokumentiert. Allein auf dem Titelblatt erschien Harrison zwölfmal, davon achtmal mit den übrigen Beatles, dreimal als Solomusiker und einmal nach seinem Tod. Auf rund 240 Seiten präsentiert Harrison in Ausstattung und Format eines opulenten Kunstbandes neben über 100, zum Teil unveröffentlichten Fotografien auch Zeitungsartikel und Interviews -- vom ersten Frage-Antwort-Gespräch 1968 bis hin zum letzten Interview 1987 --, welches der Mitherausgeber Anthony de Curtis geführt hat. Bei dem Buch handelt es sich jedoch keinesfalls lediglich um einen Aufguss bisher im Rolling Stone Magazine erschienener Artikel, sondern um eine gelungene Kombination von Raritäten und neu verfassten Beiträge. Mitherausgeber und Redakteur Mikal Gilmore, steuerte für Harrison einen überaus lesenswerten Essay mit dem Titel "Das Mysterium in George" bei, in welchem er Charaktereigenschaften und Seelenleben des Musikers in einfühlsamer Weise näher untersucht. "George selbst ist kein Geheimnis", äußerte John Lennon scharfsinnig, "aber das Geheimnis in seinem Inneren ist gewaltig: es beobachtet ihn, wie er es aufdeckt, und das ist verdammt spannend." Getreu diesem Motto folgt Gilmore den seelischen Enthüllungen jenes Mannes, der im Nachhinein befand: "Ein Beatle zu sein war ein Albtraum", und beleuchtet damit bislang weniger bekannte Seiten Harrisons. Lebensängste und Glaubensfragen werden ebenso thematisiert, wie seine Beziehungen zu den Mitgliedern der Beatles sowie anderen Musikerkollegen während seiner anschließenden Solokarriere. Auch Privates wird nicht ausgespart, jedoch glücklicherweise ohne dabei in die Niederungen von Klatsch und Tratsch hinabzusteigen. Ein weiterer Leckerbissen dieses Bandes ist der Beitrag von David Fricke, der dem Leser anhand 25 ausgewählter Beispiele die Hintergründe bekannter Kompositionen George Harrisons vermittelt. Erinnerungen von Tom Petty, Mick Jagger, Jim Keltner und anderen sowie eine komplette Diskografie ergänzen die gelungene Mischung aus Informationen und visuellen Eindrücken und machen das offizielle Harrison-Buch zu einem Standardwerk, das sich dem Wert, die die Musik Harrisons bis zum heutigen Tag für die trauernde Nachwelt besitzt, als absolut würdig erweist. --Andreas Schultz weniger