Eine Spezies wird besichtigt, ein Bestiarium voll unbekannter Wesen: Männer nämlich. Das ist gefährlich: Selbst ein so maskuliner Typ wie Dietrich Schwanitz ist beim Versuch, dem eigenen Geschlecht Neues abzugewinnen ( Männer ), ganz unmännlich gescheitert. Diesmal also wieder ein Männerroman, wieder von einer Frau, diesmal aus Frankreich. Soll man den, nachdem man schon Eva Heller, Hera Lind und Amelie Fried verschlungen hat, wirklich auch noch lesen? Dass ihr Thema … mehrschon recht abgedroschen ist, weiß die 53-jährige Autorin Camille Laurens genau. Und die belesene Heldin von In den Armen der Männer weiß das auch: "unsäglich dumm und immer dasselbe" sei das Geschlechtsgeschwätz. Trotzdem beschließt die verheiratete Mutter mehrerer Kinder im Roman, selbst ein Buch über ihr ganz privates Verhältnis zum Mann zu schreiben: Eine Porträtgalerie des eigenen Lebens, angefangen beim protestantischen Vater über die erste Liebe, den Psychiater, den Verleger und die eigene Ehe -- bis hin zu jenem zauberhaften Unbekannten, dem sie zufällig auf der Straße begegnet und den sie unbedingt kennen lernen will. So entsteht im Erzählfluss ein bunter Reigen aus Kurz- und Kürzestkapiteln, eine glaubwürdige Typologie des Manns in seiner ganzen Ein- und Vielfalt. Da wird zwar vor manchem Klischee nicht konsequent genug zurück geschreckt, aber zumeist doch recht sensibel und originell mit dem großen Rätsel des anderen Geschlechts umgesprungen. So könnte der Roman auch hier zu Lande zum Bestseller avancieren -- in Frankreich ist er es längst geworden. Dort soll es sogar Frauen geben, die In den Armen der Männer im Straßencafé ganz verzückt umschlungen halten. Und außerdem: Beim nächsten Männerbuch wird eh alles anders. Garantiert. --Thomas Köster weniger