Der fragmentarisch anmutende Titel bezieht sich auf ein beliebtes Partyspiel. Jemand erfindet eine Geschichte und fordert den Mitspieler in der Runde auf, diese weiterzuspinnen. Wem nichts einfällt, der ist raus. Im dritten Werk des Senkrechtstarters Benjamin Lebert geht es ja durchaus auch um Versagensängste nach dem großen Erstling, um Schreibhemmung und das Versiegen von Geschichten. Lebert, ein nachdenklicher junger Schriftsteller und meilenweit entfernt von unseren … mehrnotorischen Popliteraten, unternimmt nun buchstäblich eine Reise ins Quellgebiet des Erwachsenwerdens, die Widrigkeiten und Fährnisse im Leben zweier junger Menschen. Im Mittelpunkt steht der Erfolgsautor und Ich-Erzähler Tim Gräter, der nach seinem Romanerfolg zum Darling der Branche mutierte (dass Lebert hier die eigene Karriere nach Crazy zum literarischen Gegenstand macht, ist offensichtlich). Den schreiblahmen, am Leben (ver)zweifelnden Melancholiker verschlägt es auf einen Interrailtrip durch Schweden und Norwegen. Mit an Bord, die schräge Zufallsbekanntschaft Tanja. Doch statt des erhofften Sexabenteuers entwickelt diese zutiefst verstörende Züge. Man zeltet, logiert in den besten Hotels oder findet dank Tims Auslandserfolg in einer verlagseigenen Villa noble Unterkunft. Ein weiterer hier residierender verruchter Dichterfürst, der sich wild selbst zelebriert, lässt die Sicherungen der selbstzerstörerischen Tanja schließlich ganz durchbrennen. Es ist das alte Lied. Selbst die federleichteste schwedische Sommerlandschaft wird zum reinsten Katastrophengebiet, wenn im Rucksack die ungelösten Probleme mitreisen. Als Tanja sich gar mit Rasierklingen selbst zuleibe rückt, verdunkeln Mutmaßungen über frühes Leid, Liebe und Tod endgültig die Sommersonne. Überdies begleitet Tims behinderter Bruder, der unlängst Selbstmord verübte, als unsichtbarer Geist die Reisenden. Die immer wieder eingestreuten Lesereisen plus amouröser Erfahrungen des Autors hingegen wirken wie ein Fremdkörper. Zu gerne hätte man die Bekanntschaft mit Tim und Tanja etwas vertieft und mehr über die Ursachen einer Beschädigung erfahren. Diese Akte hat Benjamin Lebert in seinem bittersüßen Reiseroman leider etwas zu eilig geschlossen. --Ravi Unger weniger