Kann man sich buchstäblich zu Tode arbeiten? Eine Frage, die Kurdo Baksi bereits in seiner Vorwort-Meditation anklingen lässt. Und - tatsächlich , der Freund, der 2004 erst fünfzigjährig eines plötzlichen Herztodes starb, er schien wie eine Kerze, die an beiden Enden brannte. Das absolut Erstaunliche aber: Nach Stieg Larssons Tod und einer ohnehin ungeheuren Lebensleistung, erschien posthum ein geradezu menetekelhaftes Vermächtnis: Drei dickleibige Bände, die als … mehrMillenium-Trilogie weltweit wie eine literarische Bombe einschlugen! Fünf Jahre später nun stellt sich der elf Jahre jüngere Kurdo Baksi die Frage, ob er seinen Freund und Mentor, diesen rätselhaften Gerechtigkeitsfanatiker und unermüdlichen Menschenrechtskämpfer mit den jungenhaft weichen Gesichtszügen wirklich gekannt hat. Ein bewegender Nachruf und eine nachdenkliche Spurensuche. Baksi sieht sich einem vielteiligen Puzzle gegenüber. Schon zu Lebzeiten war Stieg von geradezu notorischer Verschwiegenheit, was seine Vergangenheit anbetraf. Kennengelernt hatten die beiden sich 1992, als Baksi Chefredakteur der antirassistischen Zeitschrift Svartvitt war, während Stieg sich als Aktivist auf Solidaritätsdemos für Flüchtlinge einen Namen gemacht hatte. Vor allem aber als Autor des bahnbrechenden Buches Extremhögern (Die extreme Rechte), das den Finger auf eine in Schweden offene Wunde legte. Zusammen in der Folge fanden die beiden jungen Journalisten zu Anfang der 90er-Jahre ein reiches Betätigungsfeld, da nach dem Zusammenbruch des Ostens in Schweden blanker Fremdenhass und Rassismus aufblühten, der vor allem schwarze Einwanderer zu Jagdzielen erklärte. Nicht selten fühlt man sich in diesen Passagen des Buches in einen Wallander-Plot versetzt. Fast mythisch mutet es an und die Bewunderung all jener, die ihn kannten, bestätigt dies -, wie der bescheidene Larsson, dem jegliche Öffentlichkeit zuwider war, sich als Freiheitskämpfer und Unrechtsverfolger im Kampf gegen Nazismus und Rassismus völlig aufzehrte und im Laufe dieser Mission viel zu früh abtreten musste. Es ist deshalb ein Anliegen Baksis, dass diese eher unbekannte Facette im Leben des Großautors entsprechend gewürdigt wird. Aber es gab eben auch die Nachtseite Larssons, seine häufige Abwesenheit, die seine Frau Eva schon misstrauisch werden ließ, wie wir amüsiert lesen. Inzwischen kennen wir das Ergebnis dieser Nachtarbeit Stieg Larssons zweites Leben. Das ihn weltberühmt werden ließ. Ein merkwürdiger Mensch. Aber einer, den man bewundern darf. Ravi Unger weniger