Man könnte sie einfach auch kitschig und rührselig finden, diese Geschichte des Franzosen Philippe Claudel, die eher ein modernes Märchen oder ein Gleichnis ist als ein Roman. Das so überaus traurige Schicksal des Monsieur Linh, der aus einem namenlosen Land fliehen muss, nachdem der Krieg ihm Heimat und Familie genommen hat. Als Flüchtling und nur in Begleitung seiner kleinen Enkeltochter kommt er in ein namenloses Land im Westen, in eine namenlose große Stadt, wo er … mehrganz Trauer und Heimweh vor sich hin vegetiert. Dann findet er in Monsieur Bark einen Freund, obwohl keiner die Sprache des anderen spricht. Noch trauriger wird die Geschichte, als er diesen neuen Freund auch gleich wieder verliert und sich in der fremden anonymen Stadt auf die Suche nach ihm macht. Der Gipfel der Traurigkeit ist dann der Schluss der Geschichte, der irgendwie vorhersehbar ist, aber dennoch nicht verraten werden kann. Nach Die grauen Seelen ist das bereits der zweite Roman von Philippe Claudel, den Christian Brückner in seinem wunderbaren Parlando-Hörbuchverlag präsentiert. Und wenn der Text die Gratwanderung zwischen Kunst und Gefühlskitsch dann doch meistert, dann liegt das auch am Vortrag Christian Brückners, der wie immer tadellos und großartig ist. --Christian Stahl Spieldauer: ca. 200 Minuten, 3 CDs, ungekürzte Lesung weniger