Eine Chance für Mitteleuropa. Bürgerliche Emanzipation und Staatsverfall in der Habsburgermonarchie
Das Kapitel österreichischer Geschichte, das nach der Französischen Revolution beginnt und mit dem Ersten Weltkrieg endet, ist ein Lehrbeispiel für das, was in Mitteleuropa einerseits möglich, andererseits aber im politischen Scheitern unvermeidbar gewesen zu sein scheint.
Vor dem geistigen Hintergrund des Barock und auf der Basis des josephinischen Rechtsstaates war der … mehrVersuch, aus dem habsburgischen Vielvölkerstaat eine Staatenkonföderation zu formen, zunächst nicht aussichtslos. Der Staat hatte wesentlichen Anteil an der Modernisierung der Gesellschaft. Doch der Aufstieg des Bürgertums in der Ringstrassenära nützt nicht dem Staat, sondern stärkte die Länder und Nationalitäten. Die Folge war der „Kampf der Nationen gegen den österreichischen Staat“ (Karl Renner). Der Konkurs der mitteleuropäischen Versuchsanstalt namens Österreich-Ungarn wurde zwar durch einen Gewaltakt von aussen eingeleitet, den Mord von Sarajevo. Die darauf folgende politische Kurzschlussreaktion in Wien aber führte zum „Selbstmord aus Angst vor dem Henker“.
Helmut Rumpler, geboren 1935 in Wien, Universitätsprofessor für Neuere und Österreichische Geschichte an der Universität Klagenfurt, wirkliches Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und korrespondierendes Mitglied der slowenischen Akademie der Wissenschaften und Künste, 1968–1993 Redaktion der „Protokolle des Österreichischen Ministerrates 1848–1867“. weniger