"Gesundheitswesen -- Betriebsbuchhaltung", "Täuschungsmanöver -- Revisionsabteilung", "Tatsachenbericht -- Patentdokumentation", "Erfahrungsbericht -- Entwicklungshelfer" -- es folgen acht weitere Wortpaare: Wir befinden uns auf Seite 123 und am 14. Tag des Lesetrainings. Auf der Seite daneben steht eine Denksportaufgabe, die wie ein abstraktes Kreuzworträtsel aussieht und uns helfen soll, daß wir uns besser konzentrieren können. Das ist "Optimales Lesen", ein dickes … mehrTextbrett mit dadaistischem Charme. Darin gibt es auch Seiten, auf denen viele Wörter wirr durcheinandergewürfelt stehen und von kleinen Kreuzchen verziert sind. Aber das Training (ein "Arbeitsprogramm in großen Schritten") ist bierernst. "Achtung: Zeitnahme!" Es folgt ein nerviger Übungstext über den nördlichen Schwarzwald, den man sich gut merken sollte -- nach dem Lesen muß man Fragen dazu beantworten. Danach sollen die Augen einer von neun Linien folgen, die wie Bindfäden ineinander verwoben sind. Mittendrin steht der Satz "Bitte oft wiederholen!" Und dann wieder: "Stufentransformator -- Ersatzbefriedigung", "Induktionsapparat -- Illustriertenidole"... Auf dem Tagesprogramm steht die "Normalisierung der Blickspanne". Aber warum muß eigentlich die Blickspanne "normalisiert" werden? Lesen wir denn alle unnormal? Und wozu braucht man "Augengymnastik"? Und dann auch noch eine, bei der man langweilige Linien "vor und zurück verfolgen" muß? Kann man so "genußvoller lesen" lernen? Immerhin sind die Voraussetzungen für das Training klein ("Beherrschung der deutschen Sprache") und das Lernziel groß: doppelte bis dreifache Lesegeschwindigkeit. Die eingestreuten Erklärungen überzeugen kaum. Und die Tips auch nicht so recht: "Geben Sie sich, bevor Sie mit dem Lesen beginnen, den Befehl: TEMPO, TEMPO, TEMPO!" --Frank Rosenbauer weniger