Der alte Jäger und Trapper Pawlett hat allen Grund, um Panik zu haben. Mitte September hatte er in British Columbia im Norden Kanadas eine Begegnung mit einem Hermelin, der keineswegs wie üblich angstvoll, sondern äußerst aggressiv auf ihn reagiert und ihn plötzlich, wie aus dem Nichts, angefaucht hat. Besonders bedrohlich findet Pawlett, dass der Hermelin aus dem Rumpf eines gerade von ihm erlegten Hasen erschienen ist: für den alten Haudegen ein untrügliches Zeichen, … mehrdass er den Wald in nächster Zeit zu meiden hat. Unglücklicherweise arbeitet Pawlett für eine Firma, deren im Winter stillgelegte Holzfällercamps er kontrollieren muss. Und so zieht er missmutig doch wieder los -- und trifft auf seinen unbarmherzigen Mörder, eine unheimliche Gestalt, wie der Hermelin im Winterkleid, besser gesagt: in einen schneeweißen Tarnanzug gehüllt. Die Augen des blutrüstigen Mörders glänzen wie Ebenholz, als er seine primitive Waffe hebt, um den alten Mann regelrecht zu erlegen. Wenig später macht sich eine Gruppe von acht Abenteurern auf den Weg in die unwegsame Region, darunter auch die Software-Entwicklerin und Ich-Erzählerin Diana Jackmann, Kind einer Weißen und eines Indianers, die sich wie keine Zweite in der Wildnis auskennt. Die Mutter zweier Töchter sucht Abstand von ihrer gescheiterten Ehe, und die Einsamkeit der Jagd auf die faszinierenden Weißwedelhirsche. Aber schon bald werden die Jäger zu Gejagten. Denn der grausame Fremde im Tarnanzug, der seine menschlichen Opfer ausweidet wie Wild, nimmt sich nun der Gruppe an, die in der Schönheit der kanadischen Winterlandschaft wie auf dem Präsentierteller gefangen sitzt. Jackmann begreift, dass nur sie dem tödlichen Treiben ein Ende setzen kann. Sie verwandelt sich zurück in Little Crow, die kleine Krähe, der Name ihrer Kindheit. Ein mörderischer Wettlauf mit der Zeit beginnt .... Mark T. Sullivans Panic startet Atem beraubend -- um dann erst einmal behäbig mit langen Gesprächen der Jagdgemeinschaft weiterzugehen. Dann steigert der US-amerikanische Autor, Journalist und Künstler langsam die Spannung. Rhythmus bekommt seine Geschichte durch jene eher ruhigen, aus der Retrospektive erzählten Passagen, die aus der Kindheit und nächsten Vergangenheit der psychologisch ambivalenten Protagonistin erzählen. Und das ist gut so. Denn sonst könnte man die Spannung dieses raffiniert komponierten Thrillers wohl kaum ertragen. --Stefan Kellerer weniger