Pokorny passt. Das klingt ein bisschen fies, ein bisschen nach Hausmeister, auf jeden Fall: spaßfrei. Friedrich Pokorny ist zwar der Sohn eines Schrotthändlers, aber keinesfalls zum Lachen geboren. In der Schule ist er der getretene Underdog aus dem Milieu. Nur einer hilft dem Sohn vom "Klüngelskarl", der schlaue und kräftige Nachbarssohn Zacher, selbst Sohn einer "versoffenen Nutte". Noch in der Schule entdeckt Pokorny, wie er sich selber helfen kann: als … mehrSprücheklopfer. Mit Maulheldentum begräbt Pokorny junior sein Schicksal als ewig Unterlegener im Wettkampf mit Zacher und dem Rest der Welt. An der Uni, wo ihn nur die Frauen interessieren, legt er den Grundstein für eine Entertainer-Karriere. Zu Eitelkeit und Geld kommt schließlich auch eine spleenige Affäre mit Ellen, der Freundin Zachers. Bingo! Einmal ist er besser als dieser, einmal sticht er ihn aus und lässt es schließlich auch so aussehen, als sei Ellen von ihm, nicht von Zacher schwanger. Die Wahrheit nimmt sie bei einem Verkehrsunfall mit in den Tod. Das liegt lange zurück. In seinem zweiten Roman nach Liegen lernen erzählt Frank Goosen über weite Strecken in der Rückschau vom Aufbau dieser brüchigen Männerfreundschaft. Von einem Komiker, der auf der Bühne vor allem wegen seiner Ernsthaftigkeit auffällt, und der jetzt, trotz Putzfrau und Fernsehauftritten, ein "frustrierter Enddreißiger" ist und sich mit seiner Vergangenheit konfrontiert sieht. Denn Zacher meldet sich nach Jahren wieder und fordert Pokorny zu einer Aussprache über die Sache mit Ellen auf. Goosen, selbst jahrelang als Kabarettist durch die Lande getingelt, erzählt straight, dialogsicher und kennt sich mit wirksamen Pointen aus. Pokorny lacht liest sich nett, tut keinem weh und hinterlässt einen leicht pappigen Nachgeschmack. Das liegt zum einen an der Plakativität, mit der er die heiklen Verhältnisse zwischen seinen Figuren liefert. Zum anderen an der Vielzahl der Nebenschauplätze, die alle symbolische Bedeutung für den Plot haben wollen. Und vielleicht auch einfach noch daran, dass Pokornys Geschichte nicht zum Lachen ist. --Nikolaus Stemmer weniger