Sechzig Jahre lang war Arthur Schnitzlers »Reigen« nicht
auf der Bühne zu sehen. Nach zwei skandalbegleiteten Aufführungen
in Berlin (1920) und Wien (1921) hatte Schnitzler jede weitere
Aufführung des »Reigen« verboten. Nachdem mit dem
31.12.1981 - 50 Jahre nach dem Tod des Autors - die Urheberschutzfrist… mehr
in den an das deutschsprachige Gebiet angrenzenden Ländern
ablief, entschloß sich Heinrich Schnitzler, Sohn und Nachlaßverwalter
Arthur Schnitzlers, die Aufführungssperre für Länder
mit längerer Urheberschutzfrist, wie Deutschland und Österreich,
aufzuheben. Seit dem 1.1.1982 gibt es nun wieder so etwas wie
eine fortgesetzte Aufführungsgeschichte des »Reigen«.
Das Stück, zeigt sich, hat auch nach sechzig Jahren nichts
von seiner Aktualität eingebüßt.
»Die beiden kleinen Stücke, die hier miteinander
gesellt sind, sein (Schnitzlers) berühmtestes und sein berüchtigtes,
scheinen sich schlecht miteinander zu vertragen: die gemütvolle
"Liebelei" und der ungemütliche "Reigen",
die rührende Tragödie und das "zynische" Satyrspiel,
das eine ein Volksstück, gesättigt mit Lokalkolorit
- es gibt keine Dichtung, in der mehr Wiener Luft wehte - mit
allen öffentlichen Ehren im Burgtheater aufgeführt,
das andere als konterbande lange im Schreibtisch des Dichters
versteckt und von Ärgernissen und Skandalen umwittert. Und
doch sind sie in engster Nachbarschaft entstanden... "und
wann kommt der nächste Liebhaber?" - in dieser gellenden
Frage reißt ein Abgrund des Grauens auf, die Ahnung der
Wiederholbarkeit des Unwiederholbaren. Ist so das Leben? Dann
mögen die Mizis, die Theodors sich damit abfinden, sie (Christine)
will damit nichts mehr zu schaffen haben. Todesursache Liebe?
Nein: Liebelei... Dies, wovor die arme Christine sich zum Tode
entsetzt, die Wiederholbarkeit des Unwiederholbaren, nichts anderes
ist das Thema des "Reigen".«
(Aus dem Nachwort von Richard Alewyn)
Günther Rühle skizziert in seinem Vorwort zum "Reigen"
die Geschichte dieses skandalumwitterten Stücks und gibt
Hinweise zum heutigen Verständnis. weniger