Der Zweite Weltkrieg ist Vergangenheit und gleichzeitig zeigen die Gewalttaten von jugendlichen Neonazis nur allzu deutlich, dass Handlungsbedarf besteht. Peter Härtling, einer der bedeutendsten Autoren der Gegenwart, trifft in seinen Jugendbüchern den richtigen Ton. Auch in Reise gegen den Wind beschreibt er die Nachkriegserlebnisse des zwölfjährigen Bernd und dessen Tante Klara in authentischer Weise. Die Heimatlosigkeit, den Hunger, die Armut und lauernde Gefahr, die … mehrdie beiden kurz nach Ende des Zeiten Weltkrieges erleben, schildert Härtling weder rührselig noch in kitschigen Szenen. Vielmehr begleitet er Bernd durch dessen Alltag und das in so unspektakulärer Weise, dass das Elend der Menschen auf der Flucht umso deutlicher zu Tage tritt. Die Erzählung wirkt deshalb so glaubwürdig, weil Härtling als Kind ebenfalls Gefühle von Angst und Verlassenheit durchleben musste. Bernds Normalität hat nichts mit der unserer heutigen Wohlstandsgesellschaft zu tun. Und dennoch schafft er sich kleine Oasen des Glücks, indem er sich mit anderen Flüchtlingskindern anfreundet und mit ihnen um die Wette schwimmt. Was aber hat es mit dem seltsamen Herrn Maier auf sich, der immer im unpassendsten Moment auftaucht und in einem tollen Auto durch den Ort fährt? Bernd hat keine Angst vor ihm, sondern bewundert ihn und ist in einer brenzligen Situation sehr froh, sich mit ihm angefreundet zu haben. Die Erzählung spielt im österreichischen Laa an der Thaya, wo Ruinen das Bild bestimmen, wo Flüchtlinge eine Heimat suchen, vergeblich auf Züge warten und wo Rotarmisten sinnlos durch die Gegend schießen. Die Hintergründe sind tragisch. Dennoch gibt es kleine Abenteuer, die Bernd erlebt und die ihn den grauen Alltag ab und zu vergessen lassen. --Corinna S. Heyn weniger