Einen so hässlichen Mann mit einem so bösen Blick hatte ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen, sagt Mog Winter im Romandebüt Schwarze Spuren des 40-järigen Autors Paul Bajoria, und Mog Winter hat in letzter Zeit schon eine ganze Menge hässlicher und gefährlich aussehender Männer gesehen. Denn der Junge hat ständig mit Verbrechern zu tun, nicht leibhaftig allerdings, sondern als Druckerlehrling in London. Sein Chef druckt die Steckbriefe der schlimmsten … mehrKriminellen der ganzen Stadt. Auch Mog hat etwas Verbotenes getan, wenn auch etwas, was gut verständlich ist: Er ist aus einem Waisenhaus ausgebrochen, und der Drucker lässt ihn gemeinsam mit seinem Hund Klimper in einem Verschlag über der Werkstatt wohnen. Aber dann wird das, was Mog bisher nur mit Druckerschwärze aufs Papier brachte, auch für ihn zur bitteren Realität: Der Ich-Erzähler lernt einen entflohenen Häftling kennen, der ihn hineinzieht in einen Raub und eine Mordgeschichte und lernt schließlich auch das Geheimnis seiner eigenen Herkunft kennen ... Einen Großteil seiner Jugend hat Paul Bajoria im Nordosten Englands verbracht -- und hat deshalb wohl auch das Gespür für die nebulöse Atmosphäre Londons gewonnen. Vor allem aber scheint er viel von Charles Dickens gelesen zu haben, denn viele von seinen Figuren atmen etwas von den sozialen Charakteren des großen Romanciers. Herausgekommen ist ein überaus eigenständiges, rundherum gelungenes Buch. Denn Bajoria hat mit Druckerschwärze eine ebenso düstre wie spannende Geschichte aufs Papier gebracht, von der man sich blendend vorstellen kann, dass sie einmal Realität gewesen ist. Schwarze Spuren ist so lebhaft geschrieben wie eine Biografie, und so fesselnd wie ein guter Kriminalroman. Ab 12 Jahre. --Stefan Kellerer weniger