Man kann sich auf zweierlei Weise auf eine Individualreise durch Ägypten vorbereiten: Man kauft sich einen herkömmlichen, sachlichen Reiseführer, der einen mit allen Hintergrundinformationen und Reisetipps versorgt, die man braucht, um auf Land und Leute vorbereitet zu sein; oder man lässt sich von jemandem, der schon mal dagewesen ist, ausführlich von dessen Erfahrungen erzählen. Tempel, Kulte, Pharaonen gehört zur zweiten Kategorie. Es ist ein Reisebericht in … mehrvertraulicher Erzählform und beschreibt eine Reise der Autorin Christine Cerny und ihres Begleiters Herbert auf eigene Faust durch Ägypten -- von Alexandria an der Mittelmeerküste bis hinunter nach Abu Simbel und weiter in den nördlichen Sudan. Dabei bevorzugte sie den Weg über die zahlreichen, kaum besuchten Oasen der libyschen Wüste gegenüber der Standardroute mit der Bahn am östlichen Nilufer entlang. Mühelos verknüpft sie eigene Erlebnisse mit ihrem immensen Wissen um die reichhaltige, faszinierende Vergangenheit dieser uralten Kultur und vermittelt einem so ein umfassendes Bild dieses Landes und seiner Menschen. Ihr besonderes Interesse gilt eindeutig den vielen Theorien und unbeantworteten Fragen, die sich um Bauwerke und Mysterien der alten Ägypter ranken -- wobei ihr manchmal etwas klischeehafter, altmodisch anmutender Aufsatzstil dem Ganzen keinen Abbruch tut. Es werden alle Aspekte einer Individualreise durch Ägypten und den Sudan beleuchtet -- die schönen, zwischenmenschlichen, von denen man in herkömmlichen Reiseführern in der Regel wenig erfährt, wie auch die weniger erfreulichen, die es ja bekanntlich in jedem Reiseland gibt. Ergänzt wird das schöne Werk durch einige nachdenklich stimmende Ausführungen zum Thema "sanfter Tourismus", die sicherlich dazu beitragen, viele dieser negativen Aspekte von vornherein zu vermeiden. Ich jedenfalls habe mich selten so gut informiert gefühlt. --Stephen Krug weniger