Familienbande ist bereits der fünfte Band von Frank Millers Comicserie Sin City, die durch die Kinoadaption von Robert Rodriguez zu allgemeiner Berühmtheit gelangt ist. In Fachkreisen galt sie schon lange vorher als ein Meilenstein der graphic novel. Sin City ist bevölkert von Gangstern, Huren, Verzweifelten, von Gewalt, Blut und Liebe. Die einzelnen Bände der Serie präsentieren in sich abgeschlossene Episoden um eine Handvoll zentraler Figuren. In Familienbande … mehrspielen Dwight und Miho die Hauptrolle. Als der korrupte Stadtrat Bruno in einem Diner erschossen wird, entsteht ein Kollateralschaden, den die beiden rächen wollen. Darum machen sie sich auf die Suche nach den Tätern und geraten dabei in die brutale Welt der Mafia. In Millers Schwarzweißzeichnungen wird Sin City von Schatten ausgeleuchtet statt von Licht. Große, bedrohliche Schwarzflächen bestimmen die Bilder, Gestalten verlieren sich in Dunkelheit, Augen oder Gesichtshälften werden zu schwarzen Löchern. Nur Miho, der zerbrechlich wirkende Racheengel, bleibt von der Finsternis unangetastet. Die virtuose Seitenaufteilung und die kluge Panelanordnung verleihen der Geschichte eine enorme Tiefe und Vielschichtigkeit. Sie sorgen aber auch für eindrucksvolle und kompromisslose Actionsequenzen. Das irrwitzige Spektakel der Gewalt wird als erschütterndes Schattenspiel dargestellt. Und am Rande tummeln sich skurril überzeichnete Gestalten, die wie Monster diese düstere Stadt bevölkern. Es sei gewarnt, dass Sin City nichts für junge Leser und schwache Nerven ist. Aber alle anderen werden sich der düsteren Poesie dieses virtuosen Meisterwerks bestimmt nicht entziehen können. Oder wollen! --Simon Weinert weniger