Die Romane der englischen Pfarrerstochter Jane Austen ,
die 1817 mit 42 Jahren an Tuberkulose starb, gehören zu den
bedeutendsten Werken der klassizistischen Literatur um die Wende
zum 19. Jahrhundert. Literarisch geschult an Henry Fielding und
in der »Treffsicherheit der Satire« und der »völlig… mehr
unsentimentalen Bewältigung eines gefühlsträchtigen
Stoffes« Fielding durchaus ebenbürtig, hat Jane Austen
zeitgenössische und spätere Literaten nachhaltig beeinflußt.
Heute taucht der Name Jane Austen vor allem bei jüngeren
Autorinnen immer wieder auf. Dabei gilt es keine Emanzipationsschriftstellerin
zu entdecken, sondern eine humorvolle Schilderin von Charakteren,
die das Wesen der Menschen in ihrer kleinen Weit mit feiner Ironie
und psychologischer Sensibilität durchschaut und sie einfügt
in die Lebensordnung der damaligen Gesellschaft. Jane Austens
Romane haben an ursprünglicher Frische und Lebendigkeit bis
zum heutigen Tag nichts eingebüßt.
Kaum älter als zwanzig Jahre war Jane Austen, als sie 1796/97
ihren ersten Roman »Stolz und Vorurteil« (»Pride
and Prejudice«) schrieb, der neben ihrem reifen Werk »Emma«
zu ihren besten Romanen gezählt wird. Sicher ist es ihr beliebtester
und populärster Roman, der erst 1813 in London, anonym wie
ihre anderen zu Lebzeiten veröffentlichten Werke, erschien
und sofort ein großer Erfolg wurde. Er blieb es im englischsprachigen
Raum in unzähligen Ausgaben bis heute. Aber auch an deutschen
Übersetzungen fehlte es über mehr als 150 Jahre nicht.
»Stolz und Vorurteil« wurde 1942 in Hollywood verfilmt
und 1959 als Broadway Musical aufgeführt.
Das Sensationelle an Jane Austens Büchern ist, daß
nichts Sensationelles passiert. »Drei oder vier Familien
in einem Dorf auf dem Lande, das ist der ideale Romanstoff«,
schreibt sie einmal an ihre Nichte. In diesem Roman ist es die
Gutsbesitzerfamilie Bennet aus Longbourn, die ein recht schwieriges
Problem zu bewältigen hat. Fünf Töchter und kein
Mann für sie! Für Mrs. Bennet ist es ein Kampf auf Leben
und Tod, die Töchter unter die Haube zu bringen, ein Kampf
gegen die anderen Mütter konkurrenzfähiger Töchter
in der Nachbarschaft, der natürlich in der guten ländlichen
Gesellschaft nicht offen, sondern mit Winkelzügen und Mißtrauen
ausgetragen wird. Doch der blinde Eifer der Mutter und Stolz und
Vorurteil bei Töchtern und Junggesellen erweisen sich des
öfteren als ausgesprochener Fehlschlag, so daß das
ganze Spiel von vorn beginnen muß. Im Mittelpunkt der vielen
liebevoll gezeichneten Charaktere steht die schöne und kluge
Elisabeth Bennet, die in ihrer Frische und Lebhaftigkeit zu Jane
Austens Lieblingsgestalten gehörte und die »vielleicht
mehr Verehrer als jede andere Heldin in der englischen Literatur«
hatte, R. L. Stevenson nicht ausgenommen. Im Fischer Taschenbuch
Verlag liegen außerdem die Romane »Emma( (Bd. 2191)
und »Mansfield Park« (Bd. 5491) vor. weniger