In den Bürotürmen, Abteilungen und Werkshallen scheint der alte Machtapparat zu regieren: Fremdsteuerung, Fremdbestimmung, Kontrolle und Hierarchie. Dies hat Auswirkungen, besonders im Berufsalltag. Wer kennt sie nicht, die Spielchen, mit denen Kollegen angeschwärzt, ausgespielt oder weggemobbt werden? Führungskräfte greifen nicht ein. Sie schauen weg, wenn ihre Mitarbeiter jeden Morgen den Schutzanzug anlegen. Denn sie selbst leben in einer gefährlichen Welt. Die … mehrKonkurrenz lauert überall. Da bleibt keine Zeit über frischen Wind und Veränderung nachzudenken. Viel lieber greifen sie nach den Sternen, lassen sich von Beratern in den Himmel loben und träumen von einer steilen Karriere. Rolf Fink und Karl Kälin haben die Szenerie in deutschen Großunternehmen beobachtet. Jetzt, nach 20 Jahren, ziehen sie Bilanz: Höchstens fünf bis zehn Prozent aller Führungskräfte seien den hohen Anforderungen ihrer Aufgabe gewachsen. Es gäbe Gestalter -- durchaus. Doch sie seien umzingelt von einer Heerschar Epigonen, die nichts anderes können, als "ihr gesundes Unternehmen in Grund und Boden zu sanieren". Wie es dazu kommen kann? Ganz einfach: Unternehmen seien, so die Autoren, gar nicht daran interessiert, innovative Köpfe ins Boot zu holen und an den verkrusteten Strukturen zu sägen. Gefragt seien nach wie vor Blender, die nur auf den ersten Blick gut aussehen. "Das Wichtige ist das wohlriechende, angenehm erscheinende Äußere. Inhalt und Substanz rangieren wie bei allen menschlichen Balzritualen an letzter Stelle." Ganz zu schweigen von Werten und innerer Überzeugung. Fink und Kälin haben in vielen Punkten Recht. Und ihre Ausführungen über Reorganisationen, Fusionen und Restrukturierungen sind durchaus prägnant. Doch was bringt ein Buch, das altbekannte Missstände aufdeckt? Bräuchten wir nicht Vorbilder? Beispiele, die zeigen, dass es auch anders geht? Topschrott ist amüsant und als Lektüre für zwischendurch durchaus geeignet. Doch den Change-Diskurs treiben die beiden Autoren mit ihrer Ode an den Schrott nicht voran. Dafür bieten die beiden Autoren ihren Lesern zu wenig Orientierung. -- Heike Littger weniger