Die anrührende Lovestory könnte gut und gerne auch den Titel tragen: Von einem Jungspund, der auszog, einen geilen Urlaub im Abenteuerland zu verbringen und als verantwortungsvolles Wesen zurückkehrte. Angestachelt durch einen Bekannten jener weltläufigen Sorte, die sich gerne hemingwayhaft kernig als Traveller bezeichnet, bucht Benjamin Prüfer 2003 einen Trip nach Kambodscha. Nie hätte der erlebnishungrige Jungjournalist damit gerechnet, dass sich ausgerechnet in einer … mehrDisco mit dem beziehungsreichen Namen Heart of Darkness in Phnom Penh sein künftiges Schicksal erfüllen sollte. Was der von der zarten Sreykeo hingerissene Deutsche nicht ahnt: In ihrem anderen Leben heißt sie Rose, hält sich als Prostituierte finanziell über Wasser und ist überdies HIV-infiziert. Mitten im Fernen Osten schlägt über dem Traveller aus Germany das wirkliche Leben zusammen! Anfänglich beherrschen noch breitpinselig klischeehafte Bilder die Schilderung des 23-Jährigen (der Deckenventilator, der spätestens seit Apocalypse Now im kollektiven Bewusstsein auf immer und ewig kreist, der Bus nach Nirgendwo etc.). Doch bald schon nimmt der Erzählton zartere Farben an. Benjamin berichtet über seine wankenden Gefühle. Verlangt Sreykeo Geld für Schmuck, rätselt er, ob hier wirklich zusammenfand, was zusammen gehört. Nach einem für westliche Gemüter eher niederschmetternden Vorstellungstermin bei Sreykeos Familie (zu dem ein jämmerlich rauschender Fernseher den Soundtrack liefert), fällt Prüfers Entscheidung für die Liebe. Der Eintritt in eine fremdartige Kultur beginnt. Doch er ahnt -, der weitaus schwierigerer Kampf steht noch bevor. Zwischen beider Geschichte schiebt Prüfer immer wieder Impressionen eines vom Vietnamkrieg augebluteten und gering entwickelten Kambodschas. Es offenbart sich ein gleichsam wie aus der Welt gefallenes Land, das die ureigene Kultur um jeden Preis vor westlich-dekadentem Lebensstil zu bewahren versucht. Keine idealen Voraussetzungen, eine adäquate Therapie für die vom Tode bedrohte Sreykeo zu organisieren. Benjamin Prüfers langer Marsch durchs undurchdringliche kambodschanische Behördendickicht zählt dabei zu den eigentlichen Heldentaten des Autors. Positiver (pardon!) Höhepunkt aber ist zweifelsohne die launige Schilderung seiner Vermählung mit Sreykeo, von der vor allem der staubtrockene Gattensatz, man kann sagen, dass eine kambodschanische Hochzeit vor allem fürs Fotoalbum veranstaltet wird, einen Ehrenplatz in Kambodschas Annalen verdient hätte. Ravi Unger weniger