Neues hat Ulrich Tilgner kaum zu berichten. Seine Schuld freilich ist das nicht. Die Diagnose des ZDF-Journalisten, der uns seit einem Vierteljahrhundert über die Entwicklungen im Nahen und Mittleren Osten auf dem Laufenden hält, ist durchweg stimmig: Die Radikalisierung der fundamentalistischen Kräfte im Islam auf der einen, und die Hilflosigkeit des Westens im "Krieg gegen den Terror" auf der anderen Seite verstärken sich gegenseitig. Nachdem es eine ganze Weile so … mehraussah, als sei wenigstens der Krieg gegen die afghanischen Taliban gewonnen, gewinnt deren Widerstand im Herbst 2006 neue Dynamik und setzt die im Land befindlichen NATO-Truppen zusehends unter enormen Druck. Der Irak droht nach dem Sturz des diktatorischen Regimes Saddam Husseins im Chaos zu versinken. Man kann es drehen und wenden wie man will: Im Irak stehen die USA und ihre Verbündeten vor ähnlichen Problemen wie in den sechziger Jahren die Amerikaner in Vietnam. Und als sei dies alles nicht schon mehr als genug, droht auch der Atomstreit mit dem Iran zu eskalieren. Die Liste ließe sich fortsetzen. "Solange die US-Regierung im Einsatz der Streitkräfte den 'Grundstein für den Frieden der kommenden Generationen' sieht", resümiert Tilgner, "wird in der islamischen Welt die Ablehnung dieser Art der Politik wachsen." Nicht nur im Nahen und Mittleren Osten mache man sich so mehr Feinde als Freunde. Ziel müsse deshalb nicht die Fortsetzung oder Verbesserung der bisherigen Politik, "sondern deren rigorose Veränderung sein". Eine Grundvoraussetzung für eine tatsächlich friedensstiftende Politik nicht nur in der Region sei ein wirklicher Dialog der Kulturen. Einem solchen Dialog den Weg zu bereiten, dessen ist sich der Autor dieses lesenswerten Bandes durchaus bewusst, ist gewiss keine einfache Aufgabe. Doch besteht dazu keine wirkliche Alternative. -- Hasso Greb weniger