Der unvergessliche Philip Seymour Hoffman in einer seiner letzten Rollen als deutscher Spion in der fesselnden Adaption des John Le Carré-Thrillers "Marionetten". Einen passenderen Zeitpunkt für Anton Corbijns dritten Film nach "Control" und "The American" könnte es eigentlich nicht geben. Wie in der Realität intrigiert auch auf der Leinwand ein Geheimdienst gegen den anderen, funkt die CIA den deutschen Kollegen kräftig ins Geschäft. Zentrum des düsteren … mehrSpionage-Thrillers ist Hamburg, für die Amerikaner der unheilige Ort, an dem die "Todespiloten" die 9/11-Anschläge planten und wo man wohl auch heute niemandem trauen darf. Genau da taucht der dubiose Flüchtling Issa Karpov auf, ein von Folter gezeichneter Ex-Tschetschenien-Kämpfer, meldet bei einer renommierten Bank Ansprüche auf das illegal erworbene Vermögen seines nicht ganz sauberen russischen Vaters an und knüpft Kontakt zur islamischen Gemeinde. Schnell will der US-Geheimdienst zugreifen. Dabei hat Günther Bachmann, Leiter einer halboffiziellen deutschen Antiterrorismus-Einheit, ganz andere Pläne, will den Fremden als Köder benutzen, um über einen moslemischen Führer ein islamistisches Finanznetz auszuheben. Dazu braucht er aber Zeit, die ihm weder andere deutsche Dienste noch die CIA lassen. Karpov wird zum "most wanted man". In von Benoit Delhomme eingefangenen grauen, manchmal wackeligen Hamburgbildern spielt der größte Teil des melancholischen Thrillers. Der grandiose Philip Seymour Hoffman gibt als ständig rauchenden und Whisky-saufenden Bachmann einen zynischen Spion alter Schule, der cool die smarten neumodischen Agenten deklassiert. Weit weg vom James-Bond-Glamour durchstreift er die dunklen Ecken der Hansestadt, dominiert das doppelte Katz-und-Maus-Spiel schauspielerisch in allen Nuancen, auch wenn Nina Hoss als seine rechte Hand, Rachel McAdams als Menschenrechtsanwältin, Robin Wright als CIA-Schlange und Willem Dafoe als zwielichtiger Bankier beachtliche Performances liefern. Die packende Adaption von Le Carrés Roman aus dem Jahr 2008 muss natürlich mit einem Rückschlag für den enden, der in seiner Strategie das Ganze sieht und nicht nur kurzfristigen Erfolg. Im akribisch wie ein Puzzle aufgebauten Plot bleibt es in der allgemeinen Paranoia trotzdem schwierig, die einzelnen Teile zuzuordnen. Mag die Atmosphäre weniger intensiv sein als in Tomas Alfredsons "Dame, König, As, Spion" über den britischen Auslandsgeheimdienst, "A Most Wanted Man" ist bestes Kino vom alten Schlag, entmystifiziert Geheimdienstarbeit als undankbaren Job, setzt weniger auf Action denn auf Charakterzeichnung. Niemand ist wirklich gut oder wirklich böse. Herbert Grönemeyer sorgte nicht nur für den Soundtrack, sondern übernahm auch eine kleine Rolle. weniger