Am 15. Oktober 1946 wurde der erste deutsche Nachkriegsfilm, Die Mörder sind unter uns, in der Berliner Staatsoper uraufgeführt. Als Produktion der eben gegründeten Filmfirma DEFA vertrat der Streifen genau jene aufklärerischen, kritischen Inhalte, mit denen die kommunistisch dominierte Firmenleitung vor allem die Jugend zu Demokratie und Humanität erziehen wollte. Die deutsche Schuld ist das Thema des "Trümmerfilms". Regisseur Staudte hatte die Handlung in den letzten … mehrWochen des Krieges skizziert, gleichsam als "innere Befreiung". Sogleich nach Kriegsende inszeniert, wurde der Film zum Zeitbild. Die Anklage, die er gegen die Täter des Dritten Reiches führt, spiegelte sich direkt in der aktuellen politischen Situation: Der Tag der Premiere war der Tag der Vollstreckung der Nürnberger Gesetze. Neben der Polemik gegen die Vertreter der Barbarei zeigt der Schwarzweißfilm den seelischen Niedergang der Mitläufer. Protagonist Dr. Mertens ertränkt seine furchtbaren Erinnerungen in Alkohol. Er trägt die Mitschuld an einem Massaker in Polen, dessen Ausführung durch den befehlenden Hauptmann er nicht verhindern konnte. Nach dem Krieg begegnet er einer Fotografin, gespielt von der bildschönen, blutjungen Hildegard Knef, die das Konzentrationslager überlebt hat. Durch sie bekommt er Kontakt zu dem Hauptmann, der nun als Industrieller wieder erfolgreich ist. Der Arzt drängt auf Selbstjustiz, doch Susanne kann ihn zurückhalten... Auch Wolfgang Staudtes Stil markiert einen Neubeginn: Seine düsteren Schattenbilder sind wahre Expressionen des Seelenzustands jener Zeit. Der sensationelle Erfolg des Films bei einem Millionenpublikum bezeugte den Willen der Deutschen zum Neubeginn, die Bereitschaft zur politisch-moralischen Reflexion der Verbrechen. --Carola Feddersen weniger
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