1913 gründete Puppenspieler Anton Aicher das Salzburger Marionettentheater und führte mit seinen an Fäden hängenden Figuren von Anfang an weltberühmte Opern-, Operetten- und Ballettwerke auf. Im barocken Theatersaal mit seinen 350 Plätzen wurden in den vergangenen Jahrzehnten beispielsweise Stücke von Rossini sowie Offenbach gespielt, und auch Die Fledermaus von Johann Strauß stand auf dem Programm. 1994 verwirklichte man in Zusammenarbeit mit den TV-Sendern ZDF und … mehr3sat eine wunderschöne Inszenierung von W.A. Mozarts Zauberflöte (KV 620), die nun auf Bildträger erhältlich ist. Das "musikalische Fantasy-Abenteuer", das 1791 seine umjubelte Uraufführung erlebte und seither auf den Spielplänen aller großen Opernhäuser steht, ist geradezu prädestiniert für die Umsetzung auf einer Puppenbühne, hat es doch einen betont märchenhaften Charakter. Genau den hat das Marionettentheater aus dem österreichischen Salzburg besonders herausgestrichen. Die Orte des Geschehens -- die dunkle Welt der Unterirdischen (Königin der Nacht), die Naturwelt des naiv-einfachen Menschen (Papageno) und das Achtung gebietende Reich der Weisheit (Sarastro) -- wurden plakativ und augenfällig gestaltet. Und auch für die Gartenszenerien, die Feuer- und Wasserprüfungen von Tamino und Pamina sowie die nächtlichen Donnerspektakel hat man überaus originelle Lösungen gefunden. Die Illusion ist perfekt und man vergisst schnell, dass die Protagonisten von Menschenhand geführte Marionetten sind. Ein größeres Kompliment kann man dem Familienunternehmen Aicher wohl nicht machen. Das Playback für Mozarts Zauberoper liefert hier ein hochkarätig besetztes Ensemble. Rita Streich leiht ihre Stimme der Königin der Nacht, Tamino wird von Ernst Haefliger verkörpert, Josef Greindl gibt den Sarastro, Lisa Otto schlüpft in die Rolle der Papagena und Dietrich Fischer-Dieskau glänzt im Part des Papageno. Orchester und Kammerchor des Berliner RIAS unter Dirigent Ferenc Fricsay geben Mozarts Partitur unspektakulär, aber grundsolide wieder. Stargast Sir Peter Ustinov schließlich führt als Erzähler mit erläuternden Kommentaren gewohnt souverän durch die Handlung. --Harald Kepler weniger