Im Mittelpunkt der Woody Allen Collection 1 steht der Klassiker Der Stadtneurotiker. Neben dem unterbewerteten Eine andere Frau und der Shakespeare-Hommage Eine Sommernachtssexkomödie rundet Alice die Box ab. Wollte man aus dem umfangreichen Werk des quirligen New Yorkers einen Film herausgreifen, der geradezu exemplarisch all das verkörpert, wofür Woody Allen in der ganzen Welt geliebt wird, wird man um den 1977 entstandenen Der Stadtneurotiker schwerlich herumkommen. … mehrVielleicht ist dies sogar Allens bester Film, doch er ist mit Sicherheit sein persönlichster. Woody ist Alvy Singer, der sich als Stand-up-Comedian und Gag-Schreiber verdingt und noch immer seiner verlorenen Liebe nachtrauert. In den folgenden 90 Minuten wird Alvy über das Scheitern seiner Beziehung zu Annie Hall (Diane Keaton erhielt für diese Rolle den Oscar) philosophieren. Der Film folgt keinem linearen Plot. Alvy schwelgt vielmehr in seinen Erinnerungen, Idealisierungen, von Szene zu Szene, eine besser als die andere, viele mittlerweile Klassiker. Vieles, was später in Allens Filmen immer wieder thematisiert wird, etwa die Abneigung gegen den California-Lifestyle, seine Liebe zu Manhattan, seine neurotischen Anwandlungen, taucht hier zum ersten Mal deutlicher als in den vorhergehenden Filmen auf. Die fünf Jahre später entstandene Sommernachtssexkomödie, als Shakespeare-Hommage angedacht, bleibt leider weit hinter seinen Ansprüchen zurück und erinnert, bösartig ausgedrückt, eher an Teenagerstreifen wie Porky's. Kurzum: der deutlich schwächste Film der Auswahl. Dagegen ist Eine andere Frau wiederum eine echte Entdeckung. Bei seinem Kinostart von Publikum und Kritik verschmäht, wird der bereits 17. Film Woody Allens für viele eine Überraschung sein. Gena Rowlands spielt die Hauptrolle in diesem Psychodrama um eine Philosophieprofessorin, die sich nach ihrem 50. Geburtstag einer schonungslosen Selbstfindung ausliefert. Ein Film, der in Stil und Thematik von Ingmar Bergman stammen könnte und eindrucksvoll Woody Allens Spektrum deutlich macht. Nur zwei Jahre später beschäftigt sich Alice erneut mit einer Frau, die am Wendepunkt ihres Lebens steht. Mia Farrow spielt die namensgebende Alice, ein in Watte gepacktes Mäuschen, deren Leben zwischen Highsociety-Tratsch, Friseurbesuchen und Shopping-Exzessen oszilliert. Erst als sie wegen eines Rückenproblems den mit eigentümlichen Methoden arbeitenden chinesischen Doktor Yang (Keye Luke) besucht und zufällig auf einen allein stehenden Saxofonisten (Joe Mantegna) trifft, beginnt sich die deprimierende Leere in Alices Leben allmählich zu verflüchtigen. Nach dem naturalistischen Eine andere Frau ein märchenhafterer Zugang zum gleichen Thema. Die Woody Allen Collection 1 bietet einen interessanten Streifzug von den späten 70ern durch die gesamten 80er-Jahre. Für jeden Woody-Allen-Fan, eigentlich für jeden Filminteressierten, ein absoluter Pflichttermin. --Thomas Reuthebuch weniger