Mark Hammond hat ein Riesenproblem: seine Frau wurde ermordet und sein kleiner Sohn von den Tätern entführt -- an der Mordwaffe kleben Hammonds Fingerabdrücke. Hammonds ehemaliger Boss hat ihn völlig in der Hand: entweder Mark erledigt einige üble Aufträge oder sein Sohn stirbt. Mark, der eigentlich mit seiner dunklen Vergangenheit abgeschlossen hatte, fügt sich widerwillig. So beginnt The Getaway , ein recht düsteres Actionspiel im Stil von Mafia . Warum eher die … mehrÄhnlichkeit zu Mafia als zu GTA 3 oder Grand Theft Auto - Vice City ? Weil auch The Getaway jegliche spielerische Freiheit vermissen lässt. Mission für Mission wird die Story abgespult, wobei jede Mission etwa so aufgebaut ist: nach einer Zwischensequenz, die meist aus wüsten Wortgefechten sowie Schlägereien zwischen Mark und seinen Widersachern besteht, schwingt sich der Spieler ins bereitgestellte Auto und fährt zum Einsatzort. Zu Fuß kämpft man sich dann durch verschiedene Locations und schaltet die Gegner aus. Ist dies erledigt, geht es mit einem Auto zurück. Speichern, durchatmen, weiter. Für jede Mission gibt es nur einen Lösungsweg, was direkt nach drei Missionen extrem langweilig wird. Zudem ist der Schwierigkeitsgrad an manchen Stellen geradezu unfair hoch, was mit dem gewollten Realismus des Spiels erklärt wird. Schließlich ist das Leben eben hart und gefährlich, das sollte sich im Spiel spiegeln -- zu diesem Ansatz kann man stehen wie man will, Tatsache ist jedoch, dass der Spielspaß dadurch flöten geht. Noch ein Wort zum Thema Realismus: Um eine möglichst kinoreife Präsentation zu erreichen, verzichteten die Entwickler bewusst auf jede Form von Anzeige, d. h. man hat weder eine Richtungs-, noch eine Munitions- oder eine Gesundheitsanzeige. "Im richtigen Leben hat man ja auch keinen großen Pfeil, der einem sagt, wo es lang geht" -- das ist natürlich richtig, aber wenn man sich im richtigen Leben an eine Wand lehnt, schließen sich dann Wunden? In The Getaway tun sie es jedenfalls, und die Autos sind so intelligent, dass alle Autos in der Stadt genau wissen, wo der Spieler hin will und ihm mit ihren Blinkern den Weg weisen. Im Ernst, das Fehlen von Anzeigen ist eines der größten Ärgernisse im Spiel. Man weiß noch nicht einmal, welchen Gegner genau man gerade anvisiert, sodass es oft vorkommt, dass man auf einen weit entfernten Gegner feuert, während ein anderer, viel näherer Feind viel gefährlicher ist. Auch das manuelle Zielen macht wegen des fehlenden Fadenkreuzes nicht mehr Freude (oder Sinn). Grafisch schwankt das Spiel zwischen sehr gut und mittelmäßig -- während man das wirklich schön gestaltete London auf Anhieb erkennen kann, wirkt die Stadt doch merkwürdig steril und die Texturen zudem verwaschen, wenn man sich ihnen zu sehr nähert. Bewegt man sich in einem der den Originalen perfekt nachempfundenen Autos, kommt noch am ehesten Spielspaß auf: wilde Verfolgungsjagden mit der Polizei, dazu der ungewohnte Linksverkehr, Doppeldeckerbusse, Taxis, Straßensperren, Einbahnstraßen -- keine Klagen hier, die Autos lassen sich je nach Fabrikat gut steuern und die Grafik kommt in den Fahrabschnitten am besten zur Geltung. Zu Fuß sieht die Sache leider etwas anders aus: so wie Mark Hammond bewegt sich kein normaler Mensch. Vor allem das Trippeln auf der Treppe reizt immer wieder zum Lachen. Die größten Mankos jedoch sind die hakelige Steuerung, die unzumutbare Kameraführung sowie das unausgereifte Zielsystem. Im Prinzip tut man Folgendes, und das immer wieder: auf Gegner feuern, getroffen werden (unvermeidlich!), sich halb tot an eine Wand lehnen, um sich wieder zu erholen, die nächste Gegnerwelle abwarten und beten, dass man nicht stirbt, denn dann muss man wieder zurück zum letzten Speicherpunkt. Im Spiel gibt es übrigens noch einen zweiten spielbaren Charakter, den Cop Carter. Ob viele Spieler jedoch so lange durchhalten, dass sie diesen zu Gesicht bekommen, muss bezweifelt werden. Unverständlich: der Modus "Freie Fahrt", in dem man London erkunden kann, wird erst freigeschaltet, wenn man das komplette Spiel durchgespielt hat. Gerade bei The Getaway wäre es extrem nützlich gewesen, wenn man sich vorher mit der Stadt vertraut machen könnte. Fazit: Schade! Aus diesem spannenden Stoff hätte man weitaus mehr machen können, machen müssen. Ein Lob zuletzt noch für die Zwischensequenzen, tolle deutsche Synchronisation und unschlagbare englische Originalversion! --Ines Heidrich weniger