Ganz im Gegensatz zu manchen seiner illustren, auf ihr Pultstar-Image bedachten Kollegen hat sich Günter Wand immer bescheiden und unprätentiös gegeben. Derzeit erlebt der 1912 geborene Dirigent, körperlich mittlerweile schon sehr eingeschränkt, eine bemerkenswerte Alterskarriere, die mit zahlreichen Live-Aufnahmen seiner Konzerte einhergeht -- zu erwähnen sind in diesem Zusammenhang neben Beethovens Symphonien vor allem auch diejenigen Anton Bruckners, zu denen Wand an … mehrseinem Lebensabend einen besonders intensiven Zugang gefunden hat. Ebenso unprätentiös wie Günter Wands Erscheinung sind auch seine Einspielungen, im vorliegenden Fall die der ersten beiden Symphonien von Beethoven; live mitgeschnitten in den Jahren 1997 und 1999, liegen sie jetzt auf CD vor. Gemeinsam mit den Musikern des NDR-Sinfonieorchesters, dem Wand 1982-1991 als Chefdirigent vorgestanden hatte, liefert er eine ruhevolle, wohl durchdachte Interpretation von großer Klangschönheit und perfekter Ausgewogenheit der Register. Trotz recht schlanker klanglicher Anlage ist er dem weichen, süffigen Klang der konventionellen Aufführungspraxis keineswegs abhold, wodurch vor allem die beiden langsamen Sätze, ferner aber auch das Trio des Menuetts der ersten Symphonie betörend wohlklingend aus den Lautsprechern kommen. Ist man an den forscheren Gestus historisierender Aufnahmen wie etwa derjenigen Gardiners gewöhnt, dann fehlt einem hier und da sicher ein wenig Feuer, Schärfe oder gar Aggression. Allerdings entschädigen die genannten Qualitäten und die ständig merkbare Präsenz der faszinierenden Reife des Dirigenten reichlich für diesen Mangel. --Michael Wersin weniger
1 - Symphony No. 1 in C major, op. 21 - Wand,Günter,Sinfonieorchester des Norddeutschen Rundfunks,Beethoven,Ludwig Van
2 - Symphony No. 2 in D major, op. 36 - Wand,Günter,Sinfonieorchester des Norddeutschen Rundfunks,Beethoven,Ludwig Van