Obwohl Ben Harpers sechstes Studioalbum Both Sides Of The Gun aus zwei CDs besteht, möchte dieser es nicht als Doppelalbum missverstanden wissen. Für ihn handelt es sich um eine Platte mit einer A- und B-Seite: Die eine melancholisch verträumt, die andere funky und eher Groove-orientiert.
Ein Konzept, das überzeugt, auch wenn mancher Hörer zunächst versucht sein wird zu sagen "typisch Plattenfirma", bei der Entdeckung, dass die 18 Titel mit einer Spielzeit von zwei Mal … mehrum die dreißig Minuten locker auf einen einzigen Silberling gepasst hätten. Doch die Entscheidung der strikten Aufteilung der Musik auf eine schwarze und eine weiße CD, entspringt keineswegs der fixen Idee rühriger Marktstrategen: "Die eine Hälfte ist so spontan, offen und roh wie alles, was ich je gemacht habe; die andere Hälfte eher entspannt und in sich gekehrt, wie ich auch als Mensch bin. Ganz offensichtlich passen sie nicht zusammen auf eine Platte", so Ben Harper in einem Interview. Eine ebenso einfache wie ehrliche Erklärung und damit genau so entwaffnend wie seine Musik, die auf Both Sides Of The Gun zu hören ist.
Zuletzt hatte Ben Harper mit dem Album Live at the Apollo überzeugt, das er mit den Blind Boys of Alabama aufgenommen hatte. Mit der schwarzen Scheibe von Both Sides Of The Gun fügt er dem Gospelgesang eine gewaltige Prise Funk hinzu. Die Frage, warum sich Harper hierzulande im Schatten von Größen wie Lenny Kravitz bewegt, erscheint berechtigter denn je, -vor allem beim Hören des Stückes ?Both Sides Of The Gun?, welches mühelos als Visitenkarte für das Können Harpers in seiner Rolle als Musiker und Produzent dienen kann. Gesang, Instrumentierung und die Entscheidung für den Sound sind schlicht und einfach souverän. Der Klang des Albums orientiert sich eher am Blues, erdig und warm, ohne die aggressive Schärfe, die dem Funk zuweilen innewohnt. Dennoch ist Both Sides Of The Gun alles andere als ein Schmusealbum. Verharmlosung von Gewalt und Versäumnisse bei der Flutkatastrophe von New Orleans thematisiert Harper kritisch wie noch nie zuvor in Stücken wie ?Please Don?t Talk About Murder While I Am Eating? und ?Black Rain?. Krasses Gegenteil, dabei jedoch nicht minder faszinierend sind die neun Songs auf der weißen CD, die sich eher den zarten akustischen Momente mit Anleihen aus Folk, Blues und Country widmen. Both Sides Of The Gun ermuntert die Zuhörer, die beiden so unterschiedlichen Scheiben ganz bewusst nach der jeweilig herrschenden Stimmungslage anzuhören. Ob schwarz oder weiß; -100% satisfaction guaranteed! weniger