Wie schon beim Buena Vista Social Club (1997) betreibt Ry Cooder auch mit seinem jüngsten Konzeptalbum eine eigenwillige Form von musik-historischer Archäologie. Diesmal jedoch ist der 1947 in Los Angeles geborene Musiker vor der eigenen Haustür fündig geworden. Chavez Ravine war ein Dorf in der Stadt der Engel, idyllisch gelegen in einem kleinen Tal wenige Kilometer vom Zentrum von L.A. - ein Paradies für die mexikanischen Einwanderer, wie es Ry Cooder im Opener … mehr"Poor Man's Shangri-La" besingt. Heute ist nichts mehr davon übrig. 1949 läuteten die Todesglocken für 300 Großfamilien. Die Bewohner wurden enteignet und vertröstet, Entschädigung gab es meist keine. Ein halbes Jahrhundert später erinnert Cooder an jene Chicano-Gemeinde, die damals dem Stadion der Dodgers aus Brooklyn weichen musste. Das Latin-Fieber hat ihn dabei nicht losgelassen. Chavez Ravine ist Cooders uneingeschränkt gelungener Versuch, die besondere Atmosphäre dieses Stadtviertels einzufangen. Was blieb sind vergilbte schwarz-weiß Fotos von Don Normark und der spezifische Sound jenes Ortes - eine patina-behangende Melange aus Mariachi-Songs, Mambo, Blues, R&B und Jazz. Zum Beispiel "Muy Fifí", eine spacig-rockende Melange aus R&B und Latin, das kubanisch angehauchte "Los Chucos Suaves" oder das humorvolle "Chinito Chinito", eine spanisch-sprachige Persilflage auf den Chinesen-Slang. Dies sind nur einige der Highlights einer superben Songsammlung mit Eigenkompositionen und verstaubten Hits aus den lokalen Schallarchiven. Die genannten Stücke spielte Cooder mit dem Vater der Chicano Music Lalo Guerrero und Pachuco Boogie-King Don Tosti ein, zwei inzwischen verstorbenen Musiklegenden aus Los Angeles. Hinzu kommen weitere Veteranen wie Little Willie G. von Thee Midniters, die Sängerin Ersi Arvizu von der Girlgroup The Sisters, sowie die alten Haudegen Flaco Jimenez und David Hidalgo von Los Lobos. Rys jüngste musikalische Reise in die Vergangenheit ist ein klassisches Konzeptalbum, welches die beinahe vergessene Chicano-Kultur der 50er Jahre zu neuem Leben erweckt. Chavez Ravine erzählt vom Alltag der kleinen Leute, aber auch von Rassendiskriminierung und Korruption, reaktionären Politikern und Paranoia vor den Kommunisten. Die Musik ist fast zu schön für diesen Anlass, dennoch dient sie diesem Zweck. Schließlich untermalen die Songs auch Jordan Mechners jüngste Dokumentation Chavez Ravine: A Los Angeles Story . -- Wolfgang Zwack weniger
CD 1
01 - Poor Man's Shangri-La
02 - Onda Callejera
03 - Don't Call Me Red
04 - Corrido de Boxeo… mehr
05 - Muy Fifi
06 - Los Chucos Suaves
07 - Chinito Chinito
08 - 3 Cool Cats
09 - El U.F.O. Cayo
10 - It's Just Work for Me
11 - In My Town
12 - Ejercito Militar
13 - Barrio Viejo
14 - 3rd Base, Dodger Stadium
15 - Soy Luz y Sombra weniger