Vom 666.667 Club hat sich Noir Désir abgemeldet, somit den Orientierungssinn verloren und landet nun irgenwo zwischen Marrakesch und New York. Die Gruppe aus Bordeaux hat sich von ihrer gewohnten elektrisch verstärkten Spielweise und von ihren üblichen Themen entfernt. Nach 15 Jahren Zusammenleben als Gemeinschaft haben sie diese Trampelpfade verlassen und ihre perfekte Handhabung der automatischen Steuerung von Gitarren und dröhnendem Gesang aufgegeben. Sie sind … mehrdennoch nicht reumütig zum großen melodischen Spiel zurückgekehrt: Die 24 Minuten von "L'Europe", die mit der Diva Brigitte Fontaine, die man in Kékéland traf, aufgenommen wurden, beweisen dies. Sie irren zwischen Streichinstrumenten, Tastaturen, elektronisch gesteuertem Schlagzeug und Frauenchören hin und her. Unterstützt werden sie von dem Produzenten Nick Sansano, den man wegen seiner Dienste für Sonic Youth oder Public Enemy entdeckt hatte. An diesem musikalischen Abenteuer beteiligen sich außerdem Jean Lamotte (Mitwirkender bei "Fantaisie militaire" von Bashung), Romain Humeau aus der Gruppe Eiffel und Manu Chao. Mit melancholischem Ausdruck in der Stimme wagt sich Bertrand Cantat an Unverschämtheiten heran ("Bouquet de nerfs"), liefert eine Aufzählung im Stil von Jacques Dutronc ("Le Grand Incendie") oder greift auf Léo Ferré zurück ("Des armes"). Nach fünf Jahren Funkstille, die nur von zwei Soloalben für Serge Teyssot-Gay unterbrochen wurde, enthüllen die überaus einfühlsamen Texte von Noir Désir alle Vorkommnisse auf einem Weg, der vielleicht weniger plump und heftig, dafür aber umso risikofreudiger ist. --Sabrina Silamo weniger
1 - L'enfant roi
2 - Le grand incendie
3 - Le vent nous portera
4 - Des armes
5 - L'Appartement… mehr
6 - Des visages des figures
7 - Son style 1
8 - Son style 2
9 - A l'envers à l'endroit
10 - Lost
11 - Bouquet De Nerfs
12 - L'Europe weniger