Zum zehnten Jubiläum herrscht beim Berliner Duo Rosenstolz Aufbruchsstimmung. Haben Peter Plate und AnNa R. bislang über "Was Sie schon immer über Sex wissen wollten" herzerfrischend unverblümt gesungen, kommt auf ihrem neuen und neunten Album Kassengift -- und vor allem im Titelsong -- eine neue Radikalität ins Spiel. Der rotzig-freche Rock-Kasatschok über Nonkonformisten und Spitzen-Verlierer klingt so teuflisch selbstbewusst und provokant, als wären Text und … mehrKoloraturgesang von Nina Hagen. Im Gegensatz zu "Bastard", einer Ballade über Gefühlsabhängigkeit und "Kinder der Nacht", auf dem sich Abba-Rhythmen mit Wham-Chören treffen, fällt "Amo Vitam" völlig aus dem Rahmen. Die neue Single ist eine Pop-Arie auf Latein mit Trance, Dance Loops und Sakralchören und der Botschaft "Ich liebe das Leben, ich liebe den Sex..." Melancholische Abschiedsgefühle bestimmen "Septembergrau" und "Es ist vorbei", "Achterbahn" ist ein Schrei nach verlorener Lebenslust, "Du atmest nicht" eine makabre Liebesballade, "Die schwarze Witwe" ein düsteres Vamp-Lied. Mit Kristian Hoffmans Disco-Operette "Total Eclipse" eroberte 1981 der verstorbene Klaus Nomi den Dancefloor. Rosenstolz könnte das mit ihrer theatralisch aufgefrischten Version auch gelingen. Zum Schluss rechnen die beiden mit Barbie und Ken und anderen grauenhaften Leuten der Mickey Mouse-Elektronik ab. Kassengift ist kontrovers, zweideutig, frivol und trotz Streicherarrangements von Wil Malone (Depeche Mode, Robbie Williams) alles andere als zuckersüße Schlager-Sahne. --Ingeborg Schober weniger
CD 1
01 - Kassengift
02 - Bastard
03 - Kinder der Nacht
04 - Amo Vitam… mehr
05 - Septembergrau
06 - Achterbahn
07 - Es ist vorbei
08 - Engel der Schwermut
09 - Du atmest nicht
10 - Total Eclipse
11 - Die schwarze Witwe
12 - Sag doch
13 - Bonus weniger