Der Liedermacher Hans Söllner aus Bad Reichenhall polarisiert. Bewusst. Ist unbequem, als einer der letzten mit "nationalem Gewissen", weil er unbequem das Maul aufreißt. Und dennoch überrascht er auch auf dem neuen Album Oiwei I mit seiner eigenwilligen und berührenden Poesie. Weil er ein Gefühlsmensch ist, kommen die persönlichen Gefühle genauso offen daher wie seine Wut gegen Ungerechtigkeit und Obrigkeit. Die musikalische Umsetzung zwischen Cajun, Swamp Rock und … mehrReggae federt harte Worte ab, ohne sie zu verwässern, macht die Liebeserklärungen schmelzend weich, ohne sie zu verkleben. Das von Dylan inspirierte "A Drecksau is a Drecksau" wird sicher wieder Politiker und Ämter beschäftigen, die Assoziation Hitler, Bush, Blair ist bestimmt vielen zu plakativ. Die sollten dann schnell "Saalach" anhören und über Menschenwürde nachdenken. Diese entwürdigende Körperfilzung bei Drogenverdacht ist nur eines der biografischen Details, die Söllner in anderen Songs eher unterschwellig einfließen lässt. Weil es halt schon sein Alltag ist, und die "Hoffnung" nie aufhört. Und auch die Vorstellung, es könnte doch mal ein anderer sein, und dann dürfte Söllner durchatmen wie auf der Nonsense-Nummer und dem Titellied "Oiwei I". Der Cajun-Schieber "Krautmo" ist quasi die bayerische Absolution für verteufelte Dealer, die mit Marihuana (und nur dem!) durchs Land ziehen. Auch der Tod ist kein Tabu, "Mei guada Freind" ist ein liebevolles Lied für eben denselben. Und die Liebe kommt bei Söllner wahrlich nicht zu kurz. Mal in dem Blues "Dad i liang", bei "Josefina Marie", "Ned Aloa" und dem walzerseligen "Do hob i's troffa". Rebellen waren auch immer Romantiker mit Visionen. Söllners "Paradies" beschwört die unrealistischen Träume als machbar. Wenn man etwas dafür tut. Und sei es nur zu singen. --Ingeborg Schober weniger
CD 1
01 - A Drecksau is a Drecksau
02 - Hoffnung
03 - Dad i liang
04 - Josefina Marie… mehr
05 - Krautmo
06 - Mei guada Freind
07 - Freiheit
08 - Ned Alda
09 - Paradies
10 - Saalach
11 - Oiwei I
12 - I sig a Grea
13 - Do hob i's troffa weniger