Rickie Lee Jones wurde im November 1954 in Chicago geboren und um diese Jahreszeit ist es dort verdammt kalt. Wahrscheinlich holte sich eine der einflussreichsten Sängern der Pop-Geschichte schon damals als Neugeborene einen Schnupfen, den sie im Gegensatz zu anderen Übelgeistern wie Alkohol und Drogen bis heute nicht losgeworden ist. Die Patti Smith der Westküste – sie lebt in Los Angeles – legt trotz dieser gewöhnungsbedürftigen wie charmanten Stimme eines, wenn nicht … mehrdas beste Album ihrer langen, erfolgreichen Karriere ab. Die Aufnahmen zu The Sermon On Exposition Boulevard begannen schon 2005, als die Grand Dame des Folk-Rock eine Einladung des Künstlers Lee Cantelon aka Pennyhead annahm, Passagen seines Buches The Words zu vertonen. Das Konzept der nicht mit einer Bibelstunde zu verwechselnden Veranstaltung bestand daraus, das befreundete Musiker einen Klangteppich legen und weitere Gäste wie Mike Watt (fIREHOSE) oder Low aus dem Buch mit Thesen und Lehren von Jesus Christus zitieren. Frau Jones hielt sich nicht daran und sang anstatt zu lesen. Das Ergebnis heißt „Nobody Knows My Name“ und eröffnet dieses wunderbare Album, das im Klangbildes mit ihrer Diskographie bricht. Die gewohnt spirituellen Texte der nach eigenen Aussagen nicht devoten Christin erfahren auf The Sermon On Exposition Boulevard keine filigrane Vertonung, sie klingen spröde, bisweilen brüchig, unpoliert, störrisch und nicht bis ins Detail modelliert. Aber sie rocken und swingen, weisen deutliche Verbindungen zu Größen der Pop-Geschichte auf. Den schon erwähnten Opener durchweht der Geist von Velvet Underground, „Tried To Be A Man“ erinnert stark an Tom Waits, mit dem sie mal Bett und Wohnung teilte. Das finale und über 8 Minuten lange „I Was There“ ist eine Hommage an Van Morrisons epochales Album Astral Weeks . The Sermon On Exposition Boulevard könnte eines Tages im selben Atemzug genannt werden... --Sven Niechziol weniger
CD 1
01 - Nobody knows my name
02 - Gethsemane
03 - Falling up
04 - Lamp of the body… mehr
05 - It hurts
06 - Where I like it best
07 - Tried to be a man
08 - Circle in the sand
09 - Donkey ride
10 - Seventh day
11 - Elvis Cadillac
12 - Road to Emmaus
13 - I was there weniger