Nachdem er seine ganze Karriere damit zugebracht hat, die Welt voll Schrecken und Ekel niederzureißen, klingt es endlich so, als wäre Nick Cave bereit, sie aus dem Nichts wieder aufzubauen. Langsam findet er eine stille Anmut, vielleicht sogar Schönheit, hinter all der Dunkelheit, die ihn so lange verzehrt hat. In der Asche einer Welt, die ihre Dämonen nicht austreiben kann, findet Nick wirklich Liebe; eine seltsame, verdrehte, zum Scheitern verurteilte Liebe, … mehrvielleicht -- aber immerhin Liebe. Auf seiner letzten Platte, The Boatman's Call , findet der Singer-Songwriter Raum für das Persönliche, Spirituelle und sogar für die Hoffnung in seiner grauen Psyche.
Mit minimaler Begleitung -- oft nur ein Klavier oder eine Orgel, wenig Schlagzeug und einer Geige (gespielt von Warren Ellis von Dirty Three) -- erzählt Cave mit Hilfe der Strukturen und der Einfachheit traditioneller Folksongs traurige Geschichten, deren Trauer aber weniger aus dem Tragischen, als aus der Leere kommt. Lieder wie "Into My Arms" und "(Are You) The One That I've Been Waiting For?" gehören zu seinen bisher gefühlvollsten und selbstsichersten Liedern überhaupt. Auch wenn er erwachsen ist und mehr von sich preis gibt, bleibt der Geschichtenerzähler Cave gespenstisch und ernst. Er ist so etwas wie Springsteen in der Vampirausführung. Die Besessenheit von religiösen Themen und Bildern würde bei einer Platte, die so entschieden die Existenz des Göttlichen verneint, widersprüchlich erscheinen, käme sie nicht von jemandem wie Cave, der sich gerne als gefallenen Engel sieht, der auf der Suche nach der Himmelsleiter ist. Wo Gothic auf die Kirche trifft, da wohnt eben unser dunkler, heiliger Nick. --Roni Sarig weniger
CD 1
01 - Into my arms
02 - Time tree arbour
03 - People ain't no good
04 - Brompton oratory… mehr
05 - There is a kingdom
06 - Are you The one I've been waiting for
07 - Where do we go now but nowhere
08 - West country girl
09 - Black hair
10 - Idiot prayer
11 - Far from me
12 - Green eyes weniger